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Kansas "Proto-Kaw" (Cuneiform Records 2002)
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Wenn man die LPs von Kansas aufwärts betrachtet, kann man schnell feststellen, dass die Band immer mehr zum Mainstream wurde und letztlich gesichtslos verschwand. Anders herum betrachtet kann man jetzt den Sprung über das erste Album hinaus machen und landet geradewegs bei "Proto-Kaw". Untertitels in "Early Recordings from Kansas" wird schnell klar, dass der Beginn der Band weiter im progressiven Underground zu finden ist, als dies vom ersten, sehr guten Album bisher zu ahnen war. Alles ist anders. Die Besetzung ist bis auf Kerry Livgren eine völlig andere, die bekannte Kansas-Besetzung versuchte sich damals noch als White Clover, leider unbefriedigend. Doch die erste, oder genauer genommen, zwei ersten Kansas-Besetzungen waren keineswegs unbedarft oder ohne Format, sondern im Gegenteil, hier erfährt man, dass Kansas musikalisch viel tiefer zu schürfen wussten und eine grandiose Heftigkeit spielten, die weit näher zum Jazz lag, als alles folgende. Neben Kerry Livgren (g), der die Songs komponierte, waren in den ersten beiden Besetzungen beteiligt: der mit einer beeindruckenden Stimme ausgestattete Lynn Meredith, John Bolton (sax, fl), Don Montre (p, sax, fl), Dan Wright (org), Rod Mikinski (b), Zeke Low (dr) und Brad Schultz (dr). "Proto-Kaw" bietet 9 Stücke, die zusammen bis an die 80-Minuten-Grenze der CD reichen. Lange Werke, die schon mal wie Soft Machine klingen und doch stets auch den bekannten Kansas-Ton im Blut haben. Geige gibt es in diesen Songs noch nicht, Saxophon und Flöte füllen diesen Part. Auch ist der Progressive Rock noch nicht so elegant arrangiert, raue Töne, gar freie Passagen bestimmen teils über längere Zeiträume die Songs. Doch in allem bleiben die Songs harmonisch. Die komplexen Kompositionen werden von fantasievoller Einspielung gekrönt. Mit "Belexes" und "Incomudro" sind bekannte Songs dabei, die hier noch ein anderes Gesicht haben. Immer wieder aus der homogenen Gruppenarbeit herausragend, setzt die ausserordentliche Stimme von Lynn Meredith Akzente. Soli von Gitarre, Saxophon oder Keyboards geben den teils improvisativen und stets symphonischen Instrumentalpassagen gelungene Eckpunkte. Vor allem jedoch wissen die Kompositionen an sich zu gefallen. Schön, dass die Songs endlich ein Label gefunden haben. Typisch für Cuneiform, dass dieses Stück Geschichte amerikanischen Progressive Rocks "gut untergekommen" ist. Für Fans der Band natürlich Pflicht, sollten alle Prog Freaks ihre Finger nach "Proto-Kaw" ausstrecken. Dieses klasse Werk des früheren Symphonic Progressive Rock wird auf breiter Basis befriedigen.
VM
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