Projected Twin „Earth To world“ (Eigenproduktion 2010)

Der australische Multi-in-stru-mentalist Shaun Holton (Gitarren, Bass, reales Schlagzeug sowie diverses Gebläse; der junge Mann kann tatsächlich sämtliche genannten Instrumente absolut brauchbar spielen und müsste für viele Bands ein idealer Tourmusiker sein) ist Projected Twin, doch macht seine äußerst emotionale und vitale Musik keinesfalls einen isolationistisch-angestaubten Eindruck, sondern zergeht geradezu auf dem oralen Gaumen unter absolutem Wohlgefallen zu einer rundum gelungenen Nachspeise. Die fünfzigminütige Scheibe offenbart Facetten der alten und neuen Rush, Porcupine Tree, einen Hauch diverser Prog Metal Bands, Singer/Songwirter-Attitüde, Folk- und College-Rock mit meist mollig gefärbtem Melodie-Touch und gelegentlich mehrstimmigem Gesang; immer wieder geht Shaun dabei gekonnt in die Kopfstimme. Er kann in der Tat nicht nur instrumental wunderbar Atmosphäre erzeugen, sondern hat es auch gesanglich voll drauf; sein Spektrum reicht dabei von Ted Leonard über Steve Hogarth bis hin zu Steven Wilson. Die Kompositionen wissen generationsübergreifend zu gefallen, sie sind einerseits meist relativ gefällig, aber nie seicht, wobei die Texte ebenfalls erwähnenswert sind – keine ene-mene-miste-es-rappelt-in-der-Kiste-Reime, sondern lesenswerte Beschreibungen von Gedanken und Gefühlen, die einen Menschen durchaus sehr aufwühlen. Inzwischen gibt es bereits ein neues Album...

Frank Bender



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