Procol Harum "Exotic Birds & Fruits" (Chrysalis 1974)
Procol Harum "Procol's Ninth" (Chrysalis 1975)
Procol Harum "Something Magic" (Chrysalis 1977)
(Salvo/Strongman Productions 2009)

Es ist vollbracht! Procol Harums Backkatalog der klassischen Phase ist bis zum letzten Album digital remastert in zweifach aufklappbaren Covers mit jeweils umfangreichem Booklet samt Bandstory, Bildern und technischen Informationen sowie jeweils Bonustracks neu aufgelegt worden.
So viele Bonustracks wie die ersten drei Alben haben alle weiteren sieben Alben nicht, "raw" Tracks, alternative Mixe und live aufgezeichnete Songs ergänzen die Albumtracks. Bis zum schließlichen Ende der Band nach "Something Magic" hat die Band hochmelodische Songs geschrieben, die auf ihren nunmehr zuletzt veröffentlichten Alben deutlich poppiger und eingängiger waren, als jemals zuvor. Nicht der Verlust ihres exzellenten Gitarristen Robin Trower hatte die Band entschärft, Mick Grabham erwies sich über die Jahre als technisch hervorragender Ersatz, der längst nicht so extravagante und ausgefallene Ideen hatte, sich aber mit heftigen Soli und hartem Gitarrensound einzubringen wusste - die Band komponierte stets einfachere Songs, die nicht mehr die unsagbar harmonisch-komplexen Schlenker hatten, wie die auf den alten Alben.
Und doch blieb bis zum Aus, bis zum letzten Album immer noch ein Hauch jener Procol Harum erhalten, der die Band zuerst geprägt und zu dem Erfolg geführt hatte, den der Name (immer wieder gern und häufig falsch geschrieben) immer noch hat.
"Procol's Ninth" wurde auch im stalinistischen Polen veröffentlicht und war damit den hungrigen Fans im oberspießigen Osten Deutschlands zugänglich. Ich hörte die Platte Ende der Siebziger das erste Mal, mochte die "Popmusik" aber nicht, der Sound war mir nicht hart genug, ich stand auf Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath und Yes und alles, was hart genug rockte (nur nicht Metal, damit konnte ich nichts anfangen). Doch die Sammlung meiner Eltern im Wohnzimmer, wo der einzige Plattenspieler der Familie stand, war nicht sonderlich umfangreich, was Rockmusik betraf, und so wurden Sally Oldfield, The Kinks, Procol Harum und andere, auch weitaus weniger gute Bands/Musiker/Platten zu Ersatzbefriedigungen, von denen mir Procol Harum schließlich lieb wurde, da die Songs mehr als das übliche Einerlei waren und sind, immer noch, wenn die Band sich damals auch Leiber/Stoller als Plattmach-Produzenten geangelt hatte, wovon ich keine Ahnung hatte, wie von den LPs, die vor "Ninth" veröffentlicht ("Ninth") gewesen sein mussten.
Die LP muss wohl immer noch im LP-Regal meiner Eltern stehen, ich hatte das Album mindestens 27 Jahre, seit ich ausgezogen war (und einen eigenen Plattenspieler hatte) nicht gehört und war hoch erfreut, die Songs jetzt wieder hören zu können. Ich kannte jedes Solo, konnte das Gros noch mitpfeifen, und ich wusste sofort wieder, wie das Wohnzimmer damals eingerichtet gewesen war…
Das letzte Album, "Something Magic", wagt auf der zweiten LP-Seite einen weiteren Longtrack, das dreiteilige "The Worm & The Tree" zieht sich über 16.50 Minuten hin, macht einen guten Eindruck, kann dem grandiosen "In Held Twas In I" (auf "Shine On Brightly") aber nicht ansatzweise das Wasser reichen. Trotzdem ein interessanter Fakt, dass die Band (mit neuem Organisten Pete Solley) zuletzt noch einmal ein konzertantes Werk anging.
"Exotic Birds and Fruits" enthält zwei Bonustracks, einen Singletrack und die Alternative Version von "As Strong As Samson", "Ninth" drei so genannte "raw tracks", "Something Magic" eine Single-B-Seite sowie zwei bislang unveröffentlichte, live aufgezeichnete Songs. Alle 10 Alben Procol Harums, digital remastert und um Bonustracks ergänzt neu aufgelegt, sowie die 3CD + 1DVD - Box "All This And More" bringen das klassische Werk der exzellenten Quasi-Proto-Progressive Rockband erstklassig wieder auf den Markt.

procolharum.com
VM



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