Dafnis Prieto "Absolute Quintet" (ZOHO Music 2006)

Das schier unendlich erscheinende Reservoir kubanischer Supertrommler findet seinen Fortgang in Dafnis Prieto, der mit seinen oft hochkomplexen Rhythmen die Illusion erzeugt, zumindest gelegentlich von einem Percussionisten begleitet zu werden. Seine Vierer-Bande an den Keyboards (Jason Lindner), am Saxophon (Yosvany Terry), am Cello (Dana Leong) und an der Violine (Christian Howes) leistet aber ebenso beachtliches an ihren Instrumenten. Die Spannweite der dargebotenen, meist sehr vitalen Musik reicht weit über den Horizont des Latin-Jazz hinaus und streift bisweilen die Wipfel der Avantgarde bzw. des Chamber-Rock, wobei allerdings auch verhaltenere Momente wie im Mrs. Prieto gewidmeten "Afrotango" dem Hörer willkommene Verschnaufpausen gönnen. Besonders erwähnenswert ist die dreiteilige "One Day Suite"; untergliedert in "Morning", "Afternoon" und "Night" (Wer hätte das gedacht?!) erreicht sie mit über 18 Minuten bestes Longtrack-Niveau und beschreibt den Verlauf eines 24-Stunden- Tages, d.h. verhaltener Beginn (mit kaum merklicher Beatles-Reminiszenz), langsam (sich) steige(r)nde Energie, die sich in einem Soloteil von Dafnis entlädt, um hernach von neuem - wenn auch mit geringerer Amplitude - an Potential zu gewinnen und gegen Ende des Stückes in Wohlgefallen zu verebben. (Dieses akustische Kleinod ist fast schon als Programmmusik zu bezeichnen.) Das ständig zwischen Staccato und Legato changierende und dem Sprössling von Mr. Prieto gewidmete "Innocent Bird" bildet quasi den fulminanten, manchmal leicht Klezmer erinnernden Schlussakkord dieser CD und lässt darauf hoffen, dass dessen Familie schnell wachsen möge, damit wir möglichst bald der nächsten CD aus dem Hause Prieto lauschen können werden. Alle diesbezüglich gedrückten Daumen hoch!

dafnisprieto.com
Frank Bender



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