Prasanna "Be the change" (Carbon 7 Records 2005)

Der in Indien geborene und in Boston, USA, lebende Gitarrist Prasanna hat mit etlichen Größen der Jazzszene zusammengearbeitet, auf vielen großen Festivals gespielt. Und nicht erst "Be the change", sein zweites Solo-Album, das bereits 2003 eingespielt und jetzt auf dem belgischen Avantgarde Label Carbon 7 Records veröffentlicht wird, zeigt den Berklee School of Music Absolventen (Magna Cum Laude) als herausragenden Komponisten und Musiker. Ein tiefes Gespür für seine eigene indische Folklore, die er hingebungsvoll und sehr lyrisch präsentiert, tiefe Integration in Jazz, was gut nachvollziehbar sein liebstes Steckenpferd ist und eindrucksvolle Lust auf Rock sind die 3 hauptsächlichen Ingredienzien, aus denen "Be the change" besteht. Einige weitere Faktoren haben ihre Einflüsse in den 10 Songs hinterlassen: Funk, Fusion, Pop, Swing. Prasanna (voc, g, Konnakol, Tala) spielte die Songs mit zwei Ensembles ein: die eine Hälfte der Songs mit Victor Wooten (b), Jeff Coffin (saxes, p, b-cl) und Derico Watson (dr), die anderen Tracks mit Alphonso Johnson (b), Ralph Humphries (dr) und Andy Suzuki (saxes, p, cl, fl).
Am beeindruckendsten ist der stete handwerkliche Wechsel Prasannas. Die folkloristisch geprägten Songstrukturen spielt er mit typisch indischen Betonungen und Ton-Verzerrungen, sein Gesang in Stimmführung und Gesangslinie ist ebenso vollkommen folkloristisch geprägt. Die Melodieführung ist in den meisten Stücken jazzbetont, dann spielt Prasanna auf akustischen und elektrischen Gitarren vor allem Jazzlinien, dabei kommen Jazz-Fusion oder Rock jedoch nicht zu kurz. Das geht gut ineinander auf, so wechseln sich mitten in einem Song Jazz, Folk und Rock auf beeindruckende Weise ab oder spielen sich die Bälle zu. Zwar sind einige Parts schon mal etwas gefällig, vor allem aus der Rockperspektive betrachtet, dann gibt die Band sich funky und poppig. Das ist wohl dem Einfluss der jüngsten Pop-Entwicklungen im Jazz gezollt. Doch weder ist die Musik zu esoterisch, wie es gern in der leichteren Muse gehört wird, noch ist der Jazzrockfaktor zu gering ausgeprägt. Die spannende Dynamik der Songs greift kraftvoll aus. Dabei bleibt die Band stets entspannt, spielt die Songs sehr virtuos und komplex, was sich vor allem im rhythmischen Geschehen außerordentlich gut macht, und dient mit spielerischer Variabilität und handwerklichem Improvisationsvermögen Prasannas gitarristischen Exkursionen.
"Be the change" ist kein reines Jazzrock-Werk, eher die Musik (und nicht Fleisch) gewordene Intonation des Wortes Fusion. Ein modernes Werk, liebevoll und genüsslich intoniert, entspannt und doch durch und durch kraftvoll und forsch. Der Klang der Aufnahmen ist exzellent, was vor allem HDCD-Player Besitzer freuen wird.
Unbedingte Empfehlung, vor allem für Jazzfreunde, denen das sonstige, für das gefällige europäische Publikum zurecht gefräste und als Weltmusik verkaufte Popfutter zuwider ist.

guitarprasanna.com
VM



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