Porcupine Tree: Warszawa (Transmission 2004)

Ein tolles Livedokument von Porcupine Tree ist das vorliegende Album "Warszawa". So betitelt, weil die Aufnahme während der 2001er Tour von Porcupine Tree in einem Studio des polnischen Radios (eben in Warschau) quasi live vor einem extra für diesen Anlass geladenen Publikum entstanden ist. Das Ganze wurde damals wohl in Polen live per Radio übertragen und liegt nun in einer leicht editierten Version, erhältlich nur über das PT-eigene Label Transmission, vor. Porcupine Tree spielen in der Besetzung Steven Wilson (Gesang, Gitarre), Richard Barbieri (Keyboards), Colin Edwin (Bass) und Chris Maitland (Schlagzeug).

Porcupine Tree sind eine klasse Liveband und legen einen dynamischen Set voller Energie hin. Die Band selbst spricht im Internet von einer ihrer besten Performances, dass glaube ich sofort. Das Songmaterial stammt grösstenteils aus der Psychedelic-Brit-Pop-Phase der Band, also von den Alben "Stupid Dream" und "Lightbulb Sun". Interessant ist zu hören, wie wichtig Richard Barbieris geschmackvolle Tastenarbeit für den Livesound der Band ist. Und wie gut das sehr percussive Schlagzeugspiel von Chris Maitland zum damaligen Stil von Porcupine Tree passt (und es ist auch klar, warum er mit dem rockigeren "In Absentia"-Material nicht so richtig zurecht kam / kommen wollte).

Schon der hypnotische Opener "Even Less" saugt einen förmlich in die Aufführung hinein und ab diesem Moment kann man das Konzert wirklich miterleben. Höhepunkte sind sicherlich die Versionen von "Russia On Ice" und "Hatesong", in denen es der Band gelingt ihren modernen Sound mit den schwebenden, psychedelischen Trips früherer Zeit auf wahrhaft geniale Art und Weise zu verbinden.

Zum Abschluss gibt es dann noch ein paar Leckerli, wie das selten gespielte "Stop Swimming" in einer todtraurigen, melancholischen Version oder eine kompakte Rockversion von "Voyage 34" mit diesem coolen "Another Brick Runs Like Hell"-Riff. Als Zugabe spielt die Band noch eine energetische Version von "Signify", neben "Voyage 34" also der einzige ältere Titel im Set.

Der grösste Kritikpunkt an dieser tollen Livescheibe findet sich in den Liner Notes: "This single cd accomodates the entire performance with the exception of tinto brass". NEIN! Wie kann man nur dieses geniale Instrumental weglassen und dafür das schrammelige "Last Chance To Evacuate..." auf die CD nehmen? *kopfschüttel* Aber dies ist glücklicherweise der einzige Schwachpunkt an diesem tollen Livedokument der "mittleren" Porcupine Tree-Phase, für Fans eigentlich unverzichtbar.

Zusammen mit "Coma Divine" hat man mit "Warszawa" schon zwei Bandphasen als Live-Dokument. Hoffentlich kommt bald eine Veröffentlichung von den Konzerten von der "In Absentia"-Tour...

porcupinetree.com
Thomas Kohlruß




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