Porcupine Tree - In Absentia (Lava Records 2003)

Porcupine Tree existieren seit ungefähr 1987, damals allerdings noch als Ein-Mann-Projekt des Masterminds Steven Wilson. Um 1992 herum erschien das erste offizielle Album (auch hier noch nicht in einer "richtigen" Bandbesetzung). Seitdem haben sich Porcupine Tree von Helden des psychedelischen Untergrunds über die Reinkarnation von Pink Floyd ("The Sky Moves Sideways", 1995) zu einer angesagten Band im progressive Rock-Umfeld entwickelt. Das 2003-Album "In Absentia" stellt den bisherigen Höhepunkt in der Entwicklung der Band dar.

Porcupine Tree, das sind in 2003: Steven Wilson (vocals, guitar, keys), Richard Barbieri (keys), Colin Edwin (bass) und Gavin Harrison (drums) und mit "In Absentia" haben die Vier sicherlich eine der Prog-Rock-Scheiben des Jahres abgeliefert. Melodisch-ruhige Momente werden konterkariert von agressiven Gitarrenausbrüchen, die zartbesaiteten Gemütern den Schweiss auf die Stirn treiben dürften. Über allem schwebt der fazinierend-dramatische Gesang von Steven Wilson. Stilistisch geht die wilde Fahrt von Brit-Pop über klassischen Prog bis hin zu Floydigem und gar Hard Rockigem. Eine Mischung deren Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Immer wieder überwältigen einen auch die tollen Melodien, die Steven Wilson nur so aus den Fingern zu fliessen scheinen.... aus der Ferne grüssen hier die Beatles. Gavin Harrison, der auf diesem Album den bisherigen Schlagzeuger Chris Maitland abgelöst hat, sorgt mit seinem druckvollen Drumming für ein übriges.

Überhaupt lebt dieses Album von Gegensätzen: Balladen, die an dunklen Tagen "die Welt retten" können ("Trains", "Heartattack In A Layby") treffen auf düster-verstörende Hardrocker ("Strip The Soul", "The Creator Has A Mastertape").

Neben den gesungenen Songs gibt es mit "Wedding Nails" ein Instrumental, das es in sich hat. Verschleppte, vertrackte Rhythmen treffen auf harte Gitarren, sphärische Keys auf den bollernden Bass. Hier werden auch die Liebhaber von vertrackt-frickeliger Musik hervorragend bedient.

Nicht mehr und nicht weniger als ein Meisterwerk! Anspieltipps: "Blackest Eyes", "Strip The Soul". Die europäische Ausgabe der CD kommt mit einer Bonusdisc, auf der eine alternative Version von "Strip The Soul" und zwei weitere Titel drauf sind. Wenn möglich diese Ausgabe kaufen! Porcupine Tree sind übrigens insbesondere "live" ein echtes Erlebnis, also falls ein Konzert in der Nähe stattfindet: Hingehen!

porcupinetree.com
Thomas Kohlruß

"In Absentia" liegt auch im Format DVD-Audio vor. Will man in den vollen Genuss dieses Mediums kommen, benötigt man allerdings eine spezielles Abspielgerät. Ansonsten muss der normale DVD-Player herhalten, da das Album auch in Raumklang-dts abgemischt wurde. Pflicht ist allerdings eine Surroundanlage, enthält die DVD-Audio von "In Absentia" neben besagter dts-Tonspur auch noch speziell für eine DVD-Audio. Letztere unterscheidet sich allerdings nur marginal von der in dts, kommt allerdings etwas druckvoller rüber. Was aber beide Sourround-Spuren gemeinsam haben: Einige Arrangements sind klarer zu durchschauen, die einzelnen instrumentalen und stimmlichen Bauteile besser herauszuhören. Als Beispiel sei etwa der Opener "Blackest Eyes" genannt, der Flüstergesang im Hintergrund fällt bei der herkömmlichen Stereo-Abmischung, die auf der DVD-Audio auch enthalten ist, kaum ins Gewicht, bei der Surround-Fassung wird er aber zum coolen Effekt. Ansonsten darf sich der Porcupine Tree-Fan und Käufer dieser DVD-Audio über drei Viodeoclips und die Song-Texte freuen.
Thomas Christ




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