Pink Floyd "The Wall - Experience Edition" (EMI, 24.02.2012)

"The Wall"s ‚Experience Edition' umfasst drei CDs. Auf den beiden ersten Tonträgern sind die beiden originalen LPs des 1979er Rockklassikers, wie das komplette Gesamtwerk aktuell digital mit den momentan technischen Möglichkeiten aufgearbeitet, enthalten. CD3 ist die ‚Experience'. Die 27 Demo-Tracks (75:06 Minuten), in drei ‚Programme' gegliedert, sind vor allem für Pink Floyd-Süchtige interessant. Der Werdegang der Songs lässt sich gut nachvollziehen. Manches Stück ist deutlich weniger poppig als auf dem Endwerk, die Songs sind roher, rauer, nüchterner, weniger elegant und doch schon recht nah an den zuletzt polierten Arrangements. Hier und da ist Lachen zu hören, in aller konzentrierten Studioanstrengung nimmt die Band nichts zu ernst, Text- und Gesangsschwächen werden von Zischen und Lispeln begleitet, da wird deutlich, wie manche Textzeile besser nicht endet - und das alle theoretische Idee ihrer praktischen Erprobung bedarf, um zu testen und hören, wie das Resultat letztlich wirklich klingen soll.
Die Alleskenner der Band werden sich über Dinge freuen, von denen sie schon vorher wussten und die sie längst zu hören wünschten - und gewiss immer noch einiges vermissen. Doch Pink Floyd haben keine Scheu, auch Tracks zu veröffentlichen, die nicht ganz gelungen sind, Arbeitsversionen, die noch nicht zu Ende gedacht sind, Fehler aufweisen, auch Spielfehler - wie das Endresultat beweist.
Der allgemeine Rockfan, dem Pink Floyd wie Dire Straits oder andere große Bands der (allgemeinen) Rockklassik in die Sammlung gehören, bedarf wohl nur der "normalen" Remaster-Edition. Theoretiker, Forscher und Süchtige indes werden wohl zuerst auf die dritte CD steuern. Wem das nicht reicht, kann sich die ‚Immersion'-Version zulegen, die 6 CDs und eine DVD enthält. Ich persönlich bin gespannt auf ‚Immersion'-Versionen von "Ummagumma", "Atom Heart Mother" und "Meddle" - die es vielleicht niemals geben wird. Who knows!

VM



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