Sarah Pillow "Remixes" (Buckyball Music 2003)

Die neueste Veröffentlichung Sarah Pillows ist ein genreübergreifendes Werk, das jeden Song in 2 völlig unterschiedlichen Fassungen auf 2 CDs präsentiert. Sarah singt Songs aus dem 17. Jahrhundert. Auf CD1 sind die 13 Lieder in ein traditionelles Gewand gekleidet. Jennifer Peterson (Harpsichord), Dogsok Shin (Organ), Ronn McFarlane (Lute), Mary Anne Ballard (Viola Da Gamba) und Karen Marie Marmer (Violin) spielen die Songs in der Form, wie sie zur Entstehungszeit aufgeführt wurden. Karge, klare Arrangements ohne große Spielereien und Schlenker bestimmen die Lieder. Das klassische und für heutige Ohren ungewöhnliche melodische Geschehen ist sehr romantisch. Lateinisch, französisch und englisch sind die Texte, die Sarah original singt. Sie setzt ihre Stimme klassisch ein. Der klare, warme Alt transportiert in lupenreiner Intonation die Melodien und Texte sehr anmutig. Weder tremoliert noch zittert Sarahs Stimme. Ihre Wiedergabe hat in ihrer klanglichen Ausgewogenheit und ästhetischen Raffinesse sehr hohes Niveau.

CD2 - mit denselben Songs - hat so gar keinen Vergleich zur ersten CD. In ein modernes Arrangement gekleidet, ist nur der Gesang vergleichbar. Aber auch der Gesang transportiert nur melodische Gemeinsamkeiten, die gesangliche Umsetzung ist dem rocktypischen Arrangement angepasst und würde in dieser Form im klassischen Arrangement nicht funktionieren. Marc Wagnon (Mallets, Keyboards, Percussion, Chekere, Kashishi, Repinique), Percy Jones (Fretless Bass, Keyboards), Frank Katz (Drums), John Goodsall (Guitars), Susan Pereira (Urdo, Agogô, Cabassa, Triangle, Whistle) und Vanderlei Pereira (Urdo, Berimbau, Snaredrum, Caxixís, Ganzá, Repinique, Pandeiro, Tamborins, Cowbell, Woodclap, Conga, Shaker) sind die Band. Die flotten, nunmehr sehr poppigen Songs, die dank der Besetzung interessant gespielt und mit Jazz-Versatzstücken angereichert sind, sind dennoch als klassische Kompositionen erkennbar. Das liegt zum einen an der Gesangslinie, zum anderen an den melodischen Vorgaben. Das Arrangement ist zwar modern, aber doch drückt es die Songs nicht kaputt, sondern unterstützt sie. Doch so recht scheinen die alten Stücke im modernen Gewand nicht zu funktionieren, sie bleiben seltsam blass und kühl, wenn sich die Band auch alle Mühe gibt und raffiniertes Spiel treibt. Irgendwie kommt kein Schwung in die moderne Umsetzung, so wirken die Stücke unausgereift und fad. Vielleicht passt beides absolut nicht zusammen, oder die Arrangements sind zu kopflastig geschrieben worden, jedenfalls entsteht keine durchgehend lebendige Struktur. CD1 hingegen ist außerordentlich. Wenn man CD2 mit seinen modernen Arrangements als Bonus versteht, als alternative Variante, ist die Veröffentlichung ein passables Geschenk. "Remixes" bietet nicht nur ausgezeichnete klassisch-romantische Musik, sondern zudem auch das moderne Gegenstück.

http://buckyballmusic.com/sarahpillow
VM




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