Pictorial Wand "A Sleeper's Awakening" (Unicorn Digital2006)

Pictorial Wand ist das Einmannprojekt des norwegischen Musikers Mattis Sörum, der sämtliche 16 Tracks der 2CD komponiert, arrangiert und aufgenommen hat. Sörum spielt Gitarren, elektrische Sitar, Orgel, Keyboards und steuerte die Orchester Arrangements bei; die diversen weiteren elektrischen Rock- sowie akustischen Folk- und Klassikinstrumente wie Piano, Orgel, Cello, Flöte und Synthesizer fügten für dieses Werk georderte Musiker bei. Die diversen Charaktere der Konzeptstory wurden von Leadsänger Petter Selliseth und 5 weiblichen Stimmen gesungen, die gesprochenen Worte haben weitere Sänger beigefügt. "Pictorial Wand" ist ein umfassendes und ausgedehntes, motivreiches Konzeptwerk, das Symphonie Rock, skandinavischen Folk, Progressive Rock und partiell etwas Dark Metal vereint. Die Geschichte handelt von einer Person, die nach einem langen, tiefen Blick in den Spiegel erwacht und sich aller Fehler und bösen Dinge entsinnt. Sehr mystisch aufgebaut, geht es um Gut und Böse an sich; das dicke und umfangreiche Booklet enthält die Lyrics, zudem sind die Seiten comicartig bebildert, mit Drachen und Fabelfiguren stimmungsreich zusammengefasst. Das Ganze klingt wie eine nordische Saga, die mit spannenden Handlungssträngen über Ethik und Moral reflektiert und nicht ganz nebenbei als düstere, pseudohistorische Sage unterhält. Fast 3 Jahre hat Mattis Sörum an dem Werk gearbeitet. Die zumeist sehr langen Songs haben entspannt-symphonisches Folk-Flair, wie es häufig im skandinavischen Progressive Rock auftritt, jedoch sind die Kompositionen an sich nicht unbedingt sehr komplex oder verschachtelt. Die vielen Motive reihen sich quasi aneinander und ergeben somit das vielgestaltige Arrangement. Es scheint, als käme Mattis Sörum aus dem Metal, vieles in den Kompositionen spricht dafür. Der raue, geradlinige Ton, das straffe Arrangement, der allgemein dunkle, rhythmisch forcierte Sound, die, wenn auch wenigen, rifflastigen Metal-Sprengsel.
Gewiss hat der norwegische Musiker einen persönlichen Erfahrungsbackground, aus dem er Inspiration zieht, von dem er sich beeinflussen lässt, den er umzusetzen interessiert ist. Das Gros des Schlachtschiffes Power Metal, eine Nuance Death Metal und die Düsternis des Black Metal scheinen in seinem Unbewusstsein zu agieren und zeigen sich in den symphonisch und folkloristisch weich gezeichneten Kompositionsstrukturen.
Der im Progressive Rock beliebte typische skandinavische Ton wird nicht besonders angestrengt, die Songs haben dennoch ein angenehmes Flair, die weiten Klangflächen überraschen mit Schönklang und nötigem Biss. Partiell zeigen sich zwar Längen im instrumentalen Bereich, die als Zoll an die ausgedehnten Texte zu verstehen sind, aber durchaus deutlich Aufmerksamkeit und Hörfreude dämpfen. Dann werden liedhafte Themen episch ausgeführt und es bleibt nur, das Ende der Strophen abzuwarten. Doch sind das Ausschnitte, Partien in den langen Tracks, die nicht gleich den Gesamteindruck verschlechtern. Das Werk insgesamt ist sehr textlastig; ausgedehnte, harmonisch komplexe Instrumentalpassagen sind auf "Pictorial Wand" weniger zu finden. Und doch werden gerade Symphonie Rock Fans ihre Freude an dem aufwändigen Konzeptalbum haben. Die instrumentalen Arrangements sind einfallsreich und in ihrem folkloristisch-epischen Kleid sehr anmutig.
Das Nachfolgewerk ist bereits fertig geschrieben. Die Saga geht weiter.

pictorialwand.com
unicorndigital.com
justforkicks.de
VM



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