Phono One "The Sound of the Underground" (Eigenveröffentlichung 2009)

Rock'n'Roll, Baby! Die Bergen-Stralsund-Connection rockt ihren satten Retrosound rasant und kraftvoll, geht wie ein Bulldozer durch Rathauswände. Immer eine Spur Blues im Blut, psychedelische Verschleppungen und rhythmische Virtuositäten im, mit Verlaub, mordsgeilen Hardrock, der seine Inspiration aus den späten Sechzigern / frühen Siebzigern bezieht, wie in jedem Song gut zu erkennen. Gitarrist Steffen Dissmann hat eine kratzige Rockröhre, mit der er die Gesangslinien cool schleifen lässt, seine Gitarrensoli, kurz wie die Sicht über den Bodden und rasierscharf wie Samuraischwert, machen die rhythmisch akzentuierten Passagen zwischen den Strophen zum überzeugenden Vergnügen. Christian Kowalewski (key, org) zeigt neben schweren Jon-Lord- und harmonischen Funk-Einflüssen eine vitale Vorliebe für gewitztes Melodiespiel, untermauert die Songs mit schwerem Sound oder flotter Verspieltheit. Bassist Nils Freitag, der Mann mit dem besten Nachnamen, rundet die Rhythmusakzente ab und gibt seinen Kollegen die Basis, auf der sie mit Lust und Hingabe ausflippen können. Schlagzeugwirbelwind Fiete Blümel schließlich ist eine Bank für sich. Unkaputtbar und energisch splittert er jeden Groove in vertrackte Taktvielfältigkeit auf. Intensive Band. Gute Songs.
Song Nummer sechs stammt von Frank Zappa. Bei Phono One klingt der Track erdig, bluessatt. Das Gitarrensolo nicht allein, das Saxophon von Kilian Tessendorf als Dröhnverstärkung bringen der vereinnahmten und completely veränderten Note das Besondere. Der FZ-Einfluss zeigt sich zwar nicht in Spiel und Arrangement der Truppe, aber immerhin im Cover. Phono One arbeiten nicht nur an eigenen Songs, sie hören auch Musik!
Die Songs sind stets schnell am Ende, bis auf die die CD abschließende Jamsession sind alle Tracks kaum 5 Minuten lang, eher kürzer. Der schwere Sound bricht stürmisch aus und wälzt mit Wucht alles in kürzester Zeit nieder. Und dennoch ist alles drin und dran, was drin und dran sein muss. Bulldozer im Autobahn-Tempo.
Zum Schluss die Jamsession, die Gäste haben sich bereits verabschiedet, neben Kilian Tessendorf, der in zwei Songs dabei war, gaben der "Prince of Harp" und olle Peter Schmidt neben Rat auch Tat. Beginnt jazzig, entspannt und bluesmelancholisch, ganz Keyboard, fabelhaft in der Stimmung, bis die Band sich nach und nach einklinkt und erst im Laufe des Geschehens zu alter Energie findet, den stampfenden Hardrock zu erneuter dröhnender Höchstleistung zu bringen. Die Jungs probieren Reggae, um doch wieder in der fetten Rocksuppe anzukommen. 44.48 Minuten lang beweist der vorpommersche Vierer Inspiration und technisches Geschick. Das Songwriting ist nicht fein austariert, gibt derbe, raue Songs zum Besten, die rocken und nichts als rocken, und ordentlich Laune machen. An den Kompositionen können sie noch basteln, die Energie ist immer da.

PhonoOne.de
VM



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