Phi "For The Love of Ghosts"
"The Deflowering of Reality"
(Office4Music.com 2012)

2006 gegründet, halten nach einigen Umbesetzungen nunmehr Arthur Darnhofer-Demàr (b), Markus Bratusa (voc, g) und Nick Koch (dr) die Positionen der Band aus Baden bei Wien besetzt. Phi absolvierten seit Gründung diverse Gigs, 2009 waren sie weniger aktiv, umso mehr 2011, Informationen dazu sind auf der Band-Webseite abrufbar. Oktober 2008 gewannen Phi den Falco-Preis im österreichischen Finale des Podium.Jazz.Pop.Rock Wettbewerbs, die Jury, bekannte Musiker, waren beeindruckt von der Performance des jungen Trios, das Songs der großen Progressive Rock Bands der 70er intonierte, darunter Stücke von Pink Floyd, Genesis und Yes. Das öffnete Phi ein paar Türen, aber der Rausch verflog und die Band überarbeitete ihr Konzept. Zu- und Abgänge später war die Band ab 2010 in der Verfassung, eigene Songs einzustudieren. Sie gewannen weitere Preise. Anfang 2011 wurde "For The Love of Ghosts" eingespielt, im Juli 2011 veröffentlicht. Das Debüt enthält 7 Songs, ist 49:15 Minuten lang, Gäste waren an der Einspielung beteiligt, an Keys, Violine, als Sprecher. Deutlich moderner als die Klassiker, die sie zum ersten Preis führten, sind moderne und klassische Bands Vorbilder: Tool, Porcupine Tree, Amplifier, Anathema, King Crimson, Pink Floyd. Die nörgelige Gesangsstimme Markus Bratusas hat Charakter, erinnert entfernt an Neil Young und Michael Stipe von R.E.M., passt zum modernen Klima der Songs, obschon ich diese Art eher im Grunge vermutete. In Gesangsparts bewegen Phi sich im eingängigen Bereich, partiell mit crimsonesker Note, die Arrangements teilweise eher Alternative als Progressive Rock. In instrumentalen Weiten werden keine besonderen Komplexe aufgemacht, wird es nicht schräg oder abgefahren wild. Die Band legt Wert auf Heftigkeit, dreht die Gitarre schon auf und lässt es vital krachen. Der Effekt ist ein Mix aus Minimalismus und Bombast, erinnert mich an Popbands der Achtziger, allerdings im Soundkleid progressiver Rockmusik. Definitiv sind keine symphonischen Spuren aus alten Tagen erkennbar, was crimsonesk, steckt im Gitarrensound, in Gitarrenfiguren, in der Dramatik der Einspielung. Die Songs sind 4 bis 12 Minuten lang, am Ende der CD, "Epilogue: For The Love of Ghosts" genannt, folgt eine anderthalb Minuten lange Akustikgitarrennummer, die mehr als zuvor an R.E.M. und Alternative Poprock erinnert. Ganz persönlich: den stillen und liedhaften Motiven ihrer Songs gewinne ich recht wenig ab, dem straff organisierten und sehr lebhaften, schneidend harten Rock dafür umso mehr.

2012 folgt mit der 22:20 Minuten langen EP "The Deflowering of Reality" Nachschlag. Die kraftvolle Dramatik ist erhalten geblieben, und ausgebaut. Phi sehen sich als Post Progressive Rockband, folgen keinen Vorgaben, bauen indes auf komplexe Songstruktur, im Arrangement auf den Mix aus Eingängigkeit (für geübte Ohren) und schön fett harten Rock mit Link zur Progressive Rock Spielwiese. Drei Songs sind enthalten. Opener "In control, you're in control" (8:09) ist Teil des ProgSphere's Progstravaganza Compilation of Awesomeness - Part X Samplers, an dritter Stelle von 43 Songs (der Sampler wird als kostenloser Download angeboten [progstravaganza.prog-sphere.com]). Wieder sind die Stücke schön kraftvoll und straff organisiert, baut die Band enormen Druck auf und lässt es gut krachen. Die Gitarren sind eher alter (echter, harter) Hardrock, kein Metal. Das Gleiche gilt für das Bass-Schlagzeug-Gespann, das grooveorientiert und differenziert zugleich agiert, keine Idee von Jazz hat, und sich stets rasant und forsch, indes ganz ohne Stress, durch die Songs arbeitet. Der Alternative Eindruck ist verringert, was mir sehr gut gefällt, der Krachfaktor ist modernisiert und schön heftig, saftig und federt stabil im Heavy-Groove. Im dritten Track arbeitet sich der Hardrock in metallische Gefilde vor, stilistisch mixt sich hier querbeet alles, was ein Fanbewusstsein hat, Prog, Alternative, Grunge, Metal, anspruchsvoll und trotz aller schicken Härte erstaunlich aggressionslos, die Jungs haben Spaß, wenn sie auch finster schauen.
Damit nicht genug, basteln Phi bereits am zweiten vollen Album, das entweder im späten 2012 oder frühen 2013 das Licht der Welt erblicken soll. Es bleibt spannend!

phi-band.com

VM




Zurück