Peace & Quiet "Peace & Quiet" (New Music/Green Tree 2004)

Peace & Quiet - das ist nicht die Stimmung der Platte. Da stimmt eher Aggressive & Loud. Das Quintett aus Miami hat 1971 sein einziges Album eingespielt. Rick Steele (voc), Roger Pavlica (g), Chuck Witherow (key), Jim Tolliver (b) und Greg Williams (dr) spielten Heavy Progressive Rock, wie er nur aus den USA der frühen 1970er kommen konnte. Folkloristische und countryeske Floskeln haben sich in den 6 Songs der LP verewigt, nicht vordergründig zu hören, aber zwischen den Tönen immer wieder auszumachen. So klangen die guten amerikanischen Bands damals.
Den Auftakt macht das heftig krachende "You Can Wait Till Tomorrow", dem Rick Steele mit seiner kraftvollen Stimme den Stempel aufsetzt. "Margo's Leaving Song" ist eine schwere Ballade, voll Melancholie, Süße und Bitterkeit, was kein anderer als natürlich Geiger Jerry Goodman (The Flock, Mahavishnu Orchestra) so hinreißend intensiv ausdrücken kann, wie es hier klingt (weshalb die Band ihn als Gast einlud). In den 7 Minuten passiert eine Menge, die instrumentalen Finessen sind allerliebst und das leidend jubelnde Geigenspiel Jerry Goodmans bringt dieses außerordentliche Moment ein. Angenehm auch die gedoppelten Vokalharmonien, die im nächsten 7-Minüter "Country Thing", das seine Melancholien härter abfeuert, wieder zu hören sind.
Der Rhythmus ist sehr differenziert und arbeitet unentwegt, da passiert ständig was, während der Bass Rhythmus und Melodie unter einen Hut bekommt. Die Orgel setzt jazztrunkene Flächen, die mal nach Kneipensound, mal nach dem misslungenen Versuch, ein Mozart-Stück als Jazz zu spielen, klingen. Die Gitarre abstrahiert den Song mit unentwegt solistischem Treiben, während in einigen Passagen, vor allem, wenn der Gesang zum Refrain anhebt, sich alle zum songdienlichen Spiel treffen. Im Anschluss wird das wieder allein dem Gesang überlassen, während alle Instrumente ihre ganz persönliche Freiheit ausdrücken. Immer wieder und mehr davon!!!
Die zweite LP-Seite beginnt mit dem komplexen und dennoch Songorientierten Heavyrock "Hear My Love". Vokalharmonien satt, Quietschorgel und verwirbelter Rhythmus arbeiten einen gar lieblichen Song aus, in dem allein etwas viel "Love" zu hören ist, was der phantastische instrumentale Aufbau völlig wettmacht. "Black Mountain" ist ein netter Folksong im Heavyrock-Gewand. Das Thema ist in vielen weiteren Songs wieder zu erkennen, jedes Mal aber, wie auch hier, gemütlich anzuhören. Das war aber nur die Entspannung vor dem Höhepunkt, der sich mit dem letzten Track "Loony Tunes" ankündigt. In 8 Minuten fährt das rein instrumentale Stück ein ultralanges mordsmäßig rasantes und rhythmisch gut abgehangenes Gitarrensolo auf vibrierendem Bandsound aus. Das hat nichts mit Heavy Metal zu tun, auch nichts mit Hardrock. Dieser Sound ist anderer Natur. So klangen die Heavy Progger, wenn sie live ausflippten und zu unterhaltsam komplexem Spiel radikale Improvisationen spielten. Grandioser Rocker, der eine gute Anlage und einen großen Raum braucht (oder besser noch eine Festivalbühne). Und zugegeben, ein wenig Lynyrd Skynyrd ist auch dabei. Starkes Stück!
Leider gibt es auf der CD keine Bonustracks, da war wohl nichts zu holen. So ist die Spielzeit mit etwas mehr als 35 Minuten begrenzt. Dafür macht das Album von vorn bis hinten viel Spaß.

numusi.de
VM



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