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P.A.W.N. "The gift of Awareness" (Future Talents 2014)


Die Norddeutschen P.A.W.N., in Hamburg zu Hause, legen mit "The Gift of Awareness" ein schweres Paket vor. In 6 Songs, die zusammen 78:37 Minuten füllen (und schon hier hüpft das Herz des süchtigen Progressive Rockers vor Aufregung: 78 Minuten geteilt durch 6 Songs, das sind im Schnitt 13 Minuten pro Song!) wird ein episch symphonischer Progressive Rock zelebriert, der in vertrackten Passagen weit in Prog Metal hineinragt, mit der Stimme der Gastsängerin Lisa-Marie Rothe lyrisch-poppige Eingängigkeit mit starkem Zeitgeistfaktor zelebriert, weitflächigen Bombast kraftvoll transportiert und epische Motive mit dunklen Tönen und einiger Melancholie schöngeistig ausbaut.
P.A.W.N. sind heute Dennis Matzat (dr, perc) und Sebastian Rudolph (keys, g, b, voc). Daniel Müller-Ramien (g), der treibendes Mitglied der Band war, verstarb im Januar 2014 an einem Tumor, nur für "Vessels" konnte Daniel noch Gitarre und Gesang beitragen. Das Album, wie Dennis und Sebastian meinen, wird in jedem Moment von seinem Spirit getragen. "The Gift of Awareness" ist Daniel gewidmet. Kaum zu glauben, dass dieses so umfang- und inhaltsreiche Album von nur zwei Musikern (samt partiell auftretender Gastmusiker) eingespielt worden ist. P.A.W.N. stammen ursprünglich aus der Gothic-/Death-Metal-Szene, das ist musikalisch nicht zu hören.
Indes ist die ästhetische Überbetonung, die hin und wieder stark zu hören ist und sich im Booklet (sehr ansprechend) fortsetzt, musikalisch manchmal etwas zu viel des Guten, vor allem im Gesangsbereich, wenn weite Strecken mit englischen Lyrics belegt sind, in denen die musikalische Struktur vereinfacht und heruntergefahren wird und partiell Allgemeinplätze belegt werden, was Komposition, Arrangement und Keyboardsounds betrifft. Und es sind einige Texte zu singen.
Doch während im Gesangsbereich eher eingängige, leicht verständliche Strukturen verfolgt werden, gehen die überwiegend lang angelegten Instrumentalpassagen über jede Liedhaftigkeit weit hinaus. Da können vertrackte, gitarrenschwere Bombastgewitter äußerst ansprechend wirken, und die epischeren, symphonischen Flächen machen ein malerisches Bild auf.
Mir scheint, "The Gift of Awareness" ist in seinem Anspruch so etwas wie ein rockprogressives Äquivalent zu filmischen Kunstwerken wie "Der Herr der Ringe" oder ähnliche romantische Sagen, die in starken Bildern große Geschichten erzählen. Ebenso arbeiten P.A.W.N., auf ihre Weise, musikalisch. Aufwendig ist ihr Werk, das ähnlich emotionale Klischees bedient wie romantisches Abenteuer-Kino. So wie einige andere, ähnlich gelagerte Symphonic Rock Werke heutiger Zeit. Wo Filme auf Tränendrüsen drücken, werden hier zuckersüße Harmonien gesetzt. Mir persönlich ist das deutlich überästhetisiert. Wie aktuelle Prog Rock und Prog Metal Produkte indes verraten, liegt der Zeitgeist genau auf diesem Fokus.
Und was die Titellängen betrifft: nur zwei Stücke sind unter 10 Minuten lang, der Titeltrack breitet sich weit über epische 26:04 Minuten aus. Viel zu erleben!

facebook.com/pawnprog
VM



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