Parallel or 90 Degrees "Jitters" (Omegatunez, VÖ: 13.11.2009)

Parallel or 90 Degrees gehören nicht zur Kategorie der Progressive Rockbands, die lange Anläufe nehmen, um ihre Songs in Fahrt zu bringen (und dabei ein paar unnütze Minuten aufzustapeln). Sie machen keine Gefangenen und fallen wie eine Horde Wilder über ihre Hörer her, die den Druck und die Energie des Bandspiels mit dem Drive und der ungewöhnlichen Soundsprache zuerst vielleicht verwirrend, dann aber gewiss um so überzeugender finden werden.
"Jitters" ist ganz typisch Po90. Heftig, lyrisch, melancholisch, alternativ, hart rockend, sanft seine Strecken ziehend, seine Vielseitigkeit emotional kraftvoll ausprägend. Vielleicht kann der Sound der Band Electro Punk Prog genannt werden. Electro, weil der Sound so klingt und die Band gern ungewöhnliche Keyboardklänge nutzt, und das Schlagzeug diesen peitschenden Sound hat, der aus den 80ern kommt und mir in seiner damaligen langweiligen Form überhaupt nicht zusagte, hier aber rockt und lebhaft bewegt ist, stets unstillbar aggressiv "unterwegs" ist. Punk, weil die Songs diese urbane Aggressivität auffahren, sofort durchstarten, durchaus nerven können, laut, krachig, radikal sind. Und Prog, weil die Songs komplex sind, auf bombastischem Keyboardfundament stehen, epische, fette Instrumentalpartien auffahren, in denen fette Keyboardmassen und kreischende Gitarrenbrutalität sich gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln.
Die Songs sind überraschend gut komponiert, nicht unbedingt die Speerspitze der Komplexmöglichkeit, aber fett im Songformat, locker im Spiel und heftig im instrumentalen Krieg.
Nachdem es die Band eine Weile nicht mehr gegeben hatte, haben sich Alex King (dr), Matt Clark (b), Andy Tillison (keys, g, voc) und Dan Watts (lead g, key, etc) wieder zusammen gefunden. Die eng verzahnten Songs verraten den Spaß der Band, die übrigens ihren letzten Mann, Ken, nicht erreichen konnte und ihn im Booklet grüßt, wo sie zudem angibt, wie gut die Zeit wieder war, die sie als Kumpels und Musiker miteinander hatten und wie vital der Energiefluss in der Band nun ist, so dass die acht Songs quasi von ganz allein so hart, fett und energisch wurden, wie sie auf der CD zu hören sind.
Keine 44 Minuten lang und keine Sekunde zuviel, geht das Poppunk-Prog-Unternehmen seine neu wieder gefundene Kreativität enorm energisch und lebhaft an. Ist saftig, gut geölt und von starker Motorleistung, hat seine poppigen Momente und ist dennoch gar und ganz Prog, heavy, laut, radikal, und typisch britisch. Dazu ein paar Bier, die CD ein paar Mal hintereinander und der Freitagabend bleibt in langer guter Erinnerung.
Im wahrsten Sinn des Wortes ein Kracher!

po90.com
justforkicks.de
VM



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