Parallel Mind "Colossus Adea" (Unicorn Digital Inc. 2005)

Das kanadische Label Unicorn (jetzt Unicorn Digital Inc.) hat mit seinem feinen Gespür für qualitativ hochwertige Musik in dem amerikanischen Trio Parallel Mind wieder einen Volltreffer gelandet. Das Debüt der instrumentalen Band setzt sich intensiv mit Symphonik Rock und Jazzprog auseinander, ist technisch schön komplex und trotz der schweren Keyboardlast nicht eindimensional.
Joe Babiak (dr, perc, tr, fl-h), Nibandh Nadkarni (key) und William Kopecky (6 str-b, Kopecky, Pär Lindh Project, Far Corner, Michael Angelo) haben die 8 teilweise sehr langen Tracks mit einigen Gästen eingespielt. Das intime Spiel des Trios ist gut verzahnt, alle drei sind am melodischen Geschehen intensiv beteiligt. Schlagzeug und Bass sind nicht darauf beschränkt, den Backbeat zu unterhalten, sondern arbeiten die Themen vital aus. Die Gäste sind hier und dort aktiv, so gibt es im ersten Track ein Gitarrensoli, dann singt ein Chor lautmalerische Voices; Cello, Mandoline und Violine spielen einen Part klassisch aus; indischer Gesang schwebt über einer melancholisch-stillen Passage.
Die Stücke mäandern zwischen Symphonik Rock mit komplexem, aber harmonischem Schönklang mit immer wieder kräftigen disharmonischen Einschüben und an Jazzharmonik orientierten, improvisatorisch klingenden Parts. Es gibt etliche Themenwechsel in jedem Track. Das hat schon mal starke Parallelen zu Emerson, Lake & Palmer (Keyboardsounds) oder könnte mit Planet X, Spaced Out oder Talisma verglichen werden, wenn Parallel Mind auch nicht so hyperkomplex arbeiten wie letztgenannte Bands und eine kleine Vorliebe für das Jammen haben.
Und trotz der Schwere der musikalischen Themen und der Vielschichtigkeit der Arrangements ist die kraftvolle Musik höreinfach, vermittelt sich eine angenehme Leichtigkeit. Vor allem im 4-teiligen, über 18-minütigen Titelsong.
Die Keyboardsounds und der Ansatz von Nibandh Nadkarni bringen trotz der gewissen dramatischen Düsternis der Komposition Licht und Wärme ein. Trotzdem ist "Colossus Adea" ein Album für die Heavy Prog Gemeinde. Das technische Spiel des Trios orientiert sich nicht an kommerzieller Leichtläufigkeit, sondern hartem Ausdruck jazziger und eigenwilliger Musik. Und weil die 62 Minuten rein instrumental sind, keine blöden Refrains und ähnliche in ihrer Struktur festgefahrenen Langweiligkeiten berücksichtigt werden müssen, gibt es hier Musik pur. Und das gefällt mir sehr gut.

parallelmind.com
VM



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