Pancake "Out of the ashes" (Blubber Lips 1977, Garden of Delights 2008)

Zwei Jahre nach ihrem Debüt veröffentlichten Pancake 1977 ihr zweites Album "Out of the ashes". Der Double-Lead-Guitar-Sound des ersten Albums, der "Roxy Elephant" an Wishbone Ash erinnern ließ, war mit Tommy Metzger gegangen, dafür war Heinz Bertsch (keys) zur Band gestoßen, der Orgel, Clavinet, Piano und Synthesizer spielte und die Band damit erheblich in Richtung Symphonic Rock veränderte. Tasteninstrumente waren auf der ersten Platte nicht zu hören gewesen. Die Veränderung hätte nicht deutlicher sein können. Das war jedoch längst nicht die einzige Veränderung. Lediglich Walter Negele (g) war vom Line-Up des ersten Albums verblieben. Pancake waren nunmehr quasi eine ganz neue Band, zum dritten Album 1979 änderte sich wiederum fast die komplette Besetzung, nur Negele und Derer (dr) blieben dabei. Letzterer war von Anyone's Daughter zu Pancake gekommen, nachdem sein Vorgänger bei Pancake zu Anyone's Daughter gewechselt war - samt Bassist Werner Bauer, für den Peter Indrak (b, vi) zu Pancake stieß. Der weitere Neuzugang war Rainer Röhm (voc, perc), der bereits bei Nyrvana Pancake, der Vorgängertruppe von Pancake, als Schlagzeuger dabei gewesen war.
Nur 5 Stücke sind auf "Out of the ashes" zu hören. Gitarre und Orgel führen im Opener "Painted rush hour" auf lebhaftem Rhythmus in ein vitales, komplexes Motiv ein. Weit entfernt von Hardrock, viel weiter von Heavy Metal sind die Songs doch angenehm hart gespielt worden, das zeigt bereits dieser nur 3 Minuten lange Song. Der Gruppengesang im Refrain ist fabelhaft arrangiert. Aber auch der Sologesang ist grandios, die Gesangslinie toll komponiert. Und auch das Ende dieses Songs ist perfekt, kurz und markant. Anschließend gibt es den ersten Longtrack zu hören. Das über 9-minütige "Arctic ocean" ist eine melancholische Symphonic-Ballade. Das schwermütige Thema schwelgt genüsslich ausgedehnt, die Gitarrensoli und der Rhythmus sind inspiriert und vital, allein die Keyboardtapete ist etwas zu lethargisch und im Klang "dated". Das instrumentale "Cakey Funk" beendet als kurze Diskonote die erste LP-Seite. Es sind einige witzige Ideen in den solistischen Parts zu hören, insgesamt jedoch ist die Note eher ein schwacher Teil der Platte.
Die "Rainbow Suite" ist mit 10 Minuten das längste Stück auf "Out of the ashes" - und das interessanteste. In vier Parts gegliedert, sind komplexe Themen und reiche, vielschichtige Harmonien toll arrangiert zu hören. Damals galten Pancake zwar, wie ein "alter" Prog-Freak meinte, als zur zweiten Liga gehörig, und sicherlich hatten Pancake nicht die begnadeten Ideen wie beispielsweise Yes oder Gentle Giant. Im Vergleich zum deutlich ärmer arrangierten und gespielten heutigen Neoprog kommen Pancake aber sehr gut an, und nicht nur in diesem Vergleich. Für das Ende der 70er Jahre, als die restlich verblieben Symphonic Rock Bands immer softere und schlichtere Musik spielten, gaben Pancake gut Gas, hatten sehr aufwendige, komplexe Songs. Ihre fabelhaften Ideen sind zeitlos und ohne Abstriche heute und in Zukunft empfehlenswert, egal, welche Popmoden den Progressive Rock Krüppel durchziehen. Wieder einmal: tolle Chorgesänge, begnadete Gesanglinien, beeindruckende Songstruktur, matschige, drösige Keyboardklangtapete. Die Keyboardarbeit ist im Allgemeinen sehr wohl gelungen, solistisch und in energischen Parts. Wenn jedoch für den Background dieser schwebende Klang durch den tonalen Raum matscht, wird es fad.
Zwar beginnt der letzte Track, der Titeltrack, auch mit lyrischem Keyboard- und Synthesizerspiel, dieses Mal aber sehr wohl gestaltet. Die zweite Ballade ist etwa 6 Minuten lang und beendet ein mit 33 Minuten relativ kurzes Album mit wieder einmal guter Gitarrenarbeit in schönen Kompositionen.
Die Aufnahmen wurden für die CD-Veröffentlichung digital überarbeitet, als Bonustrack ist eine 15:30 Minuten lange Live-Version von "Roxy Elephant" auf der CD, so dass die Spielzeit über 48 Minuten lang ist.
Im Booklet finden sich Bilder der Band, sowie die Geschichte ab der zweiten Platte, in englischer und deutscher Sprache. Das dritte Album der Band, "No Illusions" aus dem Jahr 1979, ist in Vorbereitung für die Wiederveröffentlichung auf CD.

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VM



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