Pain of Salvation "Linoleum" EP (InsideOut Music, VÖ: 13.11.2009)

Neunundzwanzigeinhalb Minuten lang ist die der neuen CD vorgeschobene EP der Chameleaner Pain of Salvation. Die schwedischen Ausnahme-Progmetaller um Kreativzentrum Daniel Gildenlöw haben stetig Wandlungen bewiesen. Jetzt aber machen sie einen großen Schritt. Opener "Linoleum" beginnt fast wie Frühsiebziger Focus mit Jan Akkerman, um gleich in Groovesatten Progmetalpop zu verfallen, der trotz anspruchsvoller Komplexe eingängig ist und rockfreundliche Radiostationen ob seiner frischen Power erfreuen wird.
"Mortar Grind" probiert sich erst als Jazz-Fusion-Ballade, doch schon am Anfang ist klar, dass hier viel Spannung im Spiel ist, die sich, die Band heißt Pain of Salvation, mit Krach und Verve entladen wird. Bombast ruft Pathos, fetter Groove stimmt atmosphärischen Ambientmetal an, kommt ebenfalls gut und hat Witz.
"If you wait" hat wieder Jazzflair und klingt ganz, als hätte Daniel Gildenlöw zuletzt viel schwedischen Progressive Rock der Siebziger studiert. Schönes Teil, viel zu kurz, und auch hier ist der Popfaktor verankert. Über allem, bis jetzt und bis zum Ende, steckt im Zentrum der Songs nicht die beseelte Band, die einmal verinnerlicht und brachial gebremst klingt, als habe sie alle Energie der Welt und spiele damit, sondern Gildenlöws expressiver Gesang, der verspielt melancholische Sphären mäht und vital daraus in harten Rock steigen kann, und der in aller Härte immer ein gutes Stück Pop transportiert. Weiß sich zu verkaufen, der Kompositionschef.
"Gone" ist der Höhepunkt der EP. Landberk stecken klar und deutlich in dem epischen Popsong, wahrscheinlich unbewusst, so, wie sich das Stück in brettharten Metalpop aufmacht. Nach dem so genannten "Bonus Track B", der die Band in der Besprechung zeigt, folgt Landberk Teil 2. "Yellow Raven" ist eine wunderschöne Ballade mit zartem Gitarrensolo auf rauem Rhythmusgitarrenton. Die Band hält sich songdienlich zurück und klingt doch, als hätten sie Jazz und Prog der alten Schule für das neue Jahrzehnt neu erfunden. Prog Metal, in der "typischen" Form, nicht vorhanden. Pain of Salvation sind Erfinder und Neugierige, und keine Bestätiger. Sie folgen niemand nach, sie pflastern den Weg.
Gute Band. Schöne EP, jetzt bitte die ganze CD.

painofsalvation.com
insideout.de

VM




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