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O-U "O-U" (Pawn House Records 2003)
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O-U sind eine typisch japanische Band. Sie greifen auf einen musikalischen Stil zurück und bringen so viel Energie, Kunst und Inspiration ein, wie die Vorbilder zu schaffen nie in der Lage waren. Kazuto Shimizu (key, cl, xyl), Yuriko Mukoujima (vi, v, Lars Holmers SOLA), Hitoshi Watanabe (b, mandocello), Reichi (dr, v), Tsuneo Imahori (g, Ex-Tipographica), Hiroyasu Yaguchi (sax), Osamu Matsumoto (tromb), Tatsuo Kondo (key, harm) und Masami Shinoda (sax) greifen nicht nur auf die Inspiration von Frank Zappa, Canterbury Jazzrock und R.I.O., sondern natürlich viel mehr auf die eigene Inspiration zurück und spielen in den 10 sehr unterschiedlichen Stücken einen reichhaltigen und verblüffend abstrakten Jazzrock sehr eigener Art. Die Kompositionen klingen europäisch und jazztypisch, die Einspielung ist virtuos, extravagant und erfreulich überraschend. Die meisten Jazzrocker aus Japan erfreuen die Freaks immer wieder mit hart rockenden und avantgardistisch schrägen Werken, in denen der Nachhall gar noch heftig ist. O-U nehmen sich hier eher zurück. Die tief im Jazz wurzelnden Songstrukturen werden auf rockmusikalische Art gespielt, instrumental wie tonal. Da ergibt sich eine seltsame, beeindruckende und doch nachvollziehbare Ästhetik aus ansteckender Spielfreude und filigraner, herber Virtuosität. Als hätten O-U eine Art, den Jazzrock zu interpretieren, entdeckt, auf die irgendjemand schon längst hätte kommen müssen. Harmonisch wacklige Motive ranken aus ungewöhnlicher Instrumentierung, langsame Dur-Akkorde und schnelle Moll-Akkorde wechseln und schon ist solch ein Song "falsch herum" geschaffen. So gibt es denn auch nichts nachteiliges zu bemerken, wenn ich mal die weibliche Stimme in "Habanerege" wegdenke, die da für ein paar Sekunden schrecklich geistert. Die abstrakte, schwer schräge und doch angenehme, weil längst nicht ultraheftige Art der Songs ist sympathisch und trotz der schweren Struktur höreinfach. Als würde sich ein unförmiges Wesen tippelnd durch die Innenstadt von New York bewegen und alles Volk denkt, es wird eine Alien-Komödie gespielt. O-U beweisen mit Hirn viel Humor und Ironie auf ihrem selbstbetitelten Debüt, noch viel mehr aber machen sie Eindruck mit der Interpretation ernster Avantgarde-Stücke wie "Konzert op 24" (Anton v. Webern), das leider viel zu kurz eine geradezu geniale Musiksprache findet. Davon hören wir hoffentlich bald mehr.
VM
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