Øresund Space Collective "The Black Tomato" (Transubstans Records, VÖ: 01.09.2007)

Nachdem sie unbestimmte und für den menschlichen Verstand nicht nachvollziehbare Menge an Zeit brauchten, von ihrem Heimatplaneten zur Erde zu gelangen, was gewiss nicht geradeaus und schnurstracks erfolgte, sind sie, immerhin, nun schon einige Jahre auf dem irdischen Planeten angekommen, behördlich angemeldet und steuerzahlend berufstätig. Als Musiker. Sie haben auf ihren früheren Alben die lange Reise in ihren ausgedehnten SpaceRock-Werken behandelt, gehen jetzt retrospektiv und wissenschaftlich diese Reise erneut durch, und nutzen zusätzlich irdisches Wissenschaftsmaterial, das dem SpaceRock nahe kommt, episch gestreute Einflüsse aus JazzFusion und die ganze Härte des Rock. Auf die grandiose Weite der Songs übertragen bedeutet dies, dass der weltraummusikalische Verschleppungsfaktor aus Jazz und Hardrock weitere Bestandteile ihres Weltraum-Sounds macht, dem aber einen irdischen Charakter gibt. Sind schon lernfähig und clever, die Aliens.
Teil 1 ihres Wissenschafts-Opus ist mit "RumBle"" betitelt. 5 Kapitel dehnen sich über 38.35 Minuten aus. Wohl reflektieren sie über ihre Ankunft auf Erden, das "Ankommen" in der schwedischen Heimat und der wachsende Kontakt zu den Eingeborenen. Das Øresund Space Collective investierte viel Energie und Konzentration, den irdischen Sound in ihre Sinne aufzunehmen und die Vielfalt der Struktur für eigene Kreativität zu nutzen.
Das ist ihnen äußerst gut gelungen. Sicherlich, ihre DNA ist ihre DNA, also klingen die Songs weiterhin wie gehabt, Weltraumsoundtypisch und episch wie nix sonst auf der Welt. Das wird wohl auch auf folgenden Alben so bleiben. Doch ihre Ankunft ist zu hören. Da gackern elektronische Hühner, tuckern Traktoren durch die Songs und zeigt sich die melancholisch-düstere Note des ureigen schwedischen Liedgutes, der Folklore.
"The Black Tomato" als Kapitel 2 vereint weitere 3 Tracks, die es zusammen auf 32.05 Minuten bringen. Vermutlich spielen sie darauf an, wie sie begannen, irdische Lebensmittel für die eigene Lebenserhaltung zu testen und dabei Kreationen erschufen, die ihrer Biologie gerecht werden. Ein wichtiges Kapitel, dessen Entspanntheit und Laszivität darauf hindeutet, dass ihre und unsere Biologie verwandt sind. Wahrscheinlich ist es gar möglich, dass Alien und Mensch, durch Kopulation, wissenschaftlich natürlich, unter Vermengung der Erbsubstanzen, gemeinsame Nachkommen erzeugen, mit einem höheren Bewusstsein, oder der Fähigkeit, zu fliegen, in allen Sprachen zu sprechen, Erdöl in 100 Kilometer Entfernung zu riechen oder die Gedanken des Gegenüber zu lesen. Das alles und viel mehr ist in dem hypothetischen letzten Teil "Viking Cleaner" (6.28 Minuten) zu lesen, dessen bedeutungsschwangerer Titel schon die Beeinflussung der außerirdischen Erbsubstanz auf das menschliche Leben verrät. Jedoch sind die Aliens nicht als Feinde auf unseren Planeten gekommen.
Sie lachen sich selbst über Science Fiction Filme kaputt, vor allem über die ernsten. Kennen sie doch den Weltraum und die Angst aller Wesen, wieder einmal Besuch von "Außerhalb" zu bekommen und lieber in Ruhe ihre Brötchen mit Ei verzehren zu wollen.
Sie schenken uns nicht nur ihre wissenschaftliche Forschung, sie haben die Formeln und komplexen Anschauungen anhand ihrer Stoppuhr, und da sind wir wieder, wo wir anfingen, in SpaceRock umgewandelt (wie sie das nach Belieben auch in anderes tun können, etwa in Otto-Motoren oder Küchenausstattungen), sich das kleine, feine Label Transubstans geschnappt und denen ihren Happen hingeschmissen, auf dass Schweden, ihre neue Heimat, berühmt und begehrt werde. Und die Wirkung, das spüren wir alle, hat längst begonnen. Dazu mehr mit der nächsten Platte.

oresundspacecollective.com
recordheaven.net
VM




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