Niimi/Watanabe/Boutry - Orchestra Ensemble Kanazawa (Warner Classics Japan 2007)

Zunächst sei mir die Bemerkung gestattet, dass es eine Schande für so manch große Plattenfirma ist , die ohne weiteres die Möglichkeit hätte solch qualitativ hochwertige CDs weltweit zu vertreiben ihre Produkte nur in einzelnen Ländern, in diesem Falle Japan, zu veröffentlichen. Statt dessen wird lieber auf "Nummer sicher" gegangen und die 0815. Ausgabe "Mozart zum Kaffee & Ku(s)che(l)n" zum Hochpreis heraus gehauen. Was zählt, ist eben die Knete und sonst nichts, könnte man meinen. Glücklicherweise demonstriert aber beispielsweise Klaus Heymann mit seinen Labels NAXOS und MARCO POLO, dass man selbst als erfolgreicher Geschäftsmann nicht immer nur auf den "Heiermann" schielen muss und überdies klasse CDs - zumindest in Deutschland - zu fairnünftigen Preisen anbieten kann, die es einem leicht machen auch mal einen gänzlich unbekannten Komponisten anzutesten. Doch nun zum vorliegenden Tonträger, der mich durch David Jones erreichte, welcher auf dem eigens von Toshiyuki Watanabe für ihn komponierten Stück "Essay For Drums And Small Orchestra" als Schlagzeugsolist brilliert. Dieses Werk ist wie auch die beiden anderen Kompositionen eine Live-Weltersteinspielung in hervorragender Tonqualität und glänzt nach elegischem Beginn in sehr vitalen Klangfarben, die in ein neoromantisches Gespinst eingebettet sind und außerdem Erinnerungen an Gershwin, Copland und Konsorten wachrufen, was vor allem durch die Rhythmen von Mr. Jones, die meist ternär angelegt sind, verursacht wird. Das Small Orchestra wirkt mitunter wie eine Bigband und erinnert wieder und wieder an das einzigartige Metropole Orkest, dessen Wirken nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, nicht zuletzt wegen seiner Kollaborationen mit namhaften Musikern aus aller Welt. Als Höhepunkt des Akustik-Essays kann das Schlagzeugsolo von David betrachtet werden, der es in unnachahmlicher Weise versteht Spannung aufzubauen ohne mit seinen enormen technischen Fähigkeiten zu protzen. Immer dient sein Spiel dem großen Ganzen, was auch in der Frage-und-Antwort-Sektion zwischen Orchester und Solist deutlich wird. Eröffnet wird dieser Tonträger allerdings von der aus der Feder von Tokuhide Niimi stammende "Sinfonia Concertante", in welcher Kaori Kimura als Klaviersolistin zu hören ist. Dieses dreisätzige Werk, das unter anderem von großen Dynamiksprüngen lebt, ist etwas abstrakter angelegt und sprüht geradezu vor Dramatik, ist aber noch immer selbst für Romantiker gut hörbar. Ein echter Krimi für die Ohren! Den Abschluss bildet "Urashima" von Roger Boutry, eine auf einer japanischen Sage basierende Tondichtung, die lyrische und dramatische Momente in höchst origineller Weise miteinander verbindet und wie die beiden anderen Kompositionen unbedingt Eingang in europäische Konzertprogramme finden sollte, da sie (leider) von Kompositionsduktus allenfalls rudimentär genuin asiatische Elemente enthält. Zu bestellen ist diese Ohrenweide unter anderem über die Website von David Jones, deren Besuch ohnehin jedem an perkussiven Klängen abseits des Üblichen Interessierten zu empfehlen ist.

davidjonesdrums.com.au
Frank Bender



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