Nick Finzer "The Chase" (Origin Records, 21.07.2015)


So entspannt und in sich ruhend der virtuose Modern Jazz des Posaunisten Nick Finzer auf seinem zweiten Album "The Chase" zu hören ist, ebenso selbstbewusst darf der angenehm technische, dabei stets emotional ausgewogene und in aller sachlichen und etwas kühlen Präsenz für solistische Hitze sorgende, relativ traditionelle und handwerklich erstklassige Jazz des Ensembles sein.
Neben Namensgeber und Komponist Finzer (tr) sind Lucas Pino (saxes), Alex Wintz (g), Glenn Zaleski (p), Dave Baron (b) und Jimmy Macbride (dr) die spürbar hinreißend aktive, lebhaft agierende und alle melancholische Tiefe reichlich auslotende Band, in der alle Beteiligten ihre solistischen Anteile haben. Die Rhythmuscrew g, p, b und dr arbeitet ein dichtes, starkes Geflecht, das zum einen Swing modernisiert, zum anderen technische Expressivität aus der Avantgarde in seiner Komplexität erkennen lässt.
Die 11 Tracks (davon ein Intro) sind schön abstrakte, ausgewählt gut geschriebene und erfrischend rasant eingespielte Instrumentalstücke, die hier an den ganz frühen Jazz erinnern, sich von den Größen der Jazzklassik inspiriert beweisen und ihre ganz eigene, eher stille, dabei höchst lebendige Sprache haben. Zaleskis Piano und Wintz' Gitarre stehen mit Dave Barons Bass für die melancholische Tiefe, die von Macbrides Schlagzeug gekantet, gebeutelt und geschnitten wird. Die beiden Bläser setzen abstrakte Melodien darüber und fließen in den ausgedehnten Soli weit ins Verträumte. Nichts Harsches, Raues, Wildes, Krachendes passiert auf "The Chase". Nur Leises, Lyrisches, Zartes wird erzählt.
Nick Finzer ist ein virtuoser, phantasiereicher Posaunist mit spannenden Sololäufen, der "The Chase" als Basis für nachdenkliche Lyrik schuf. Starke Stimme mit guter Band und großartigem zweiten Album.

nickfinzermusic.com
VM



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