Ney Rosauro "Concerti For Solo Percussion And Wind Ensemble" (Eigenproduktion 2006)

Neoromantisch und doch modern klingt die neuste CD von Ney Rosauro, einem in Brasilien geborenen Komponisten, Perkussionisten und Musikprofessor, die er mit dem University of Calgary Wind Ensemble eingespielt hat. Das erste Stück, die "Suite Brazil 500", wurde im Jahr 2000 anlässlich des 500. "Geburtstages" von Brasilien geschrieben und ist gleichermaßen spannungsreich wie lyrisch in Szene gesetzt, wobei einzelne Passagen an die West Side Story von Bernstein oder auch an die Symphonien von Villa-Lobos erinnern, die man unbedingt gehört haben sollte, wenn man Klassik mit Klasse im "con brio"-Modus schätzt. Die in sieben Teile untergliederte Suite schildert die Entdeckung Brasiliens durch die Portugiesen im Jahre 1500 und beinhaltet eine überaus interessante landestypische Rhythmusarbeit. Daran schließt sich das "Concerto For Timpani And Wind Ensemble" an, das entgegen der üblichen schneller-höher-weiter-Spielwiese dem Solisten eine auf subtile Pedalarbeit abgestimmte Spielweise abverlangt, um die den Pauken innewohnenden Möglichkeiten einer Änderung der Fellspannung zu Gehör zu bringen. Außerdem gibt es im ersten Satz, der den Titel "Bachroque" trägt, sehr schöne Frage und Antwort-Sequenzen, die Johann Sebastian alle Ehre machen würden. Aber keine Angst, für die Olympioniken unter den Perkussionbegeisterten gibt es im mit "Horse Ride" betitelten Schlusssatz eine Solokadenz, die sich auf fünf Pauken abspielt und die eine Tour de Force für Schlagwerker darstellt, gleichwohl sie nie die Grenzen eines distinguierten Spiels überschreitet. Effekthaschereien wird man hier also vergeblich suchen, vielmehr geht es darum Stimmungen auszudrücken, was ganz hervorragend gelingt. Das den Abschluss bildende "Concerto For Marimba And Wind Ensemble" wurde bereits im Jahre 1986 - ursprünglich in einer Version für Marimba und Streichorchester - geschrieben und ist dem Sohn des Komponisten, Marcelo, gewidmet; das viersätzige Werk gilt noch immer als das populärste Marimbakonzert weltweit und nimmt Bezug auf Rhythmen Brasiliens wie des Jazz, was ihm eine gewissermaßen funkensprühende Dichte verleiht und für das Soloinstrument brandgefährlich werden könnte. Geschlossenen Auges sieht man sich in einen äußerst regen Wald versetzt, in welchem es mitunter auch des Nachts keinen Schlaf zu geben scheint. Wer jetzt noch immer nicht neugierig geworden ist, kann sich getrost weiterhin der Kuschel-Klassik widmen und in einem mentalen Dämmerzustand verharren. Guten Abend!

neyrosauro.com
cdbaby.com
Frank



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