Nemessiahs "Inside Out" (Eigenproduktion 2013)


Wolltet Ihr schon immer mal hören, wie eine Latin-Version von Opeth klingt? Ja? Na dann, kommt mal mit; ich werde Euch jetzt Nemessiahs vorstellen. Die vier Jungs - Fernando Avila (Gitarre und Gesang), Aaron Vazquez (Schlagzeug), Luciano Castillo (Bass) und Leon Gonzalez (Gitarre) - stammen aus Argentinien, einem Land, aus dem viele großartige Bands im Progessive/Jazz Rock-Bereich kamen bzw. kommen. (Es sei an dieser Stelle nur an Altablanca, Altruismos, Amagrama, Antiheroe, Ave Rock, Baalbek, Bubu, Crucis, Cucamonga, Deformica, Factor Burzaco, Fughu, Hexatonica, Nexus, Las Orejas y La Lengua, Redd, Retsam Suriv, Sacrum, Ünder Linden oder Zonda Projeckt erinnert.) Fernando übernahm aufgrund des Verlustes des etatmäßigen Sängers, aus der Not eine Tugend machend, den Gesang, der ihm besser gelingt als so manch hauptamtlichem Schreihals. Er wechselt häufig von Klargesang zu Growls, wie dies zum Beispiel in früheren Tagen ein Mikael Akerfeldt tat. Überhaupt stellen Opeth DIE Vorbilder schlechthin (bzw. guthin) für Nemessiahs dar, denn die Schweden sind mitnichten ein schlechteste Referenz für eine junge Band auf der Suche nach Orientierung; bei "Inside Out" handelt es sich denn auch um das Debüt von Nemessiahs. Eine Band, die es allerdings bei einem Stück schafft, dass nach einer balladesken Einstimmung, in deren Verlauf eine Querflöte die Melodieführung übernimmt, die danach einsetzenden Growls völlig organisch klingen ("Living Nightmare"), hat meinen Respekt verdient. Besonders gelungen finde bei Nemessiahs die Gitarren- und Bassarbeit; sie ist durchzogen von vielen guten Ideen, die zwar schöngeistig gefärbt sind, aber trotzdem Biss haben und die Kompositionen stets im Fluss bleibend durch verschiedenste Klang-Landschaften mäandern lassen; nur in kompositorischer Hinsicht etwas freischwimmen sollten sich die Opethianer noch, dann könnten die argentinischen Hoffnungsträger eine echte Bank innerhalb des Prog Metal-Bereichs werden. Ich frage mich beispielsweise, wie es wohl klingen würde, wenn diese Band einen Schlagzeuger in ihren Reihen hätte, der punktierte und sogar "deplatzierte" Double Bass-Grooves über einer einhändig gespielten 3/2 Clave zaubern könnte, wobei die zweite Hand einen Achtel-Puls, verteilt auf Hi-Hat und Snare, spielte? Einen Gavin Harrison des Latin Drumming gewissermaßen, der schnödes Gebolze in eine echte Spielwiese für Vierfach-Unabhängigkeit verwandeln würde. Gavino, wo bist du?

facebook.com/nemessiahs

Frank Bender




Zurück