Necronomicon "Tips zum Selbstmord" (Garden Of Delights 2004)

1972 erschien dieses Album, von der Band veröffentlicht, das erste Mal. Später gab es auf LP und CD einige Bootlegs, mit dem originalen Cover und über 30 Minuten Bonustracks gibt es nun auf Garden Of Delights die perfekte Neuauflage des Werkes. Necronomicon gaben sich diesen Namen, weil viele der Themen, die die Band besang, den fiktiven Gräueln des Necronomicon nahe kommen. Die 6 Songs der LP sind kraftvoller Hardrock mit Gitarrensoli, wüsten Orgeleskapaden und nicht so ganz leicht ins Ohr gehenden Schreien, die teilweise etwas deplaziert und platt wirken.
Walter Sturm (g, voc), Norbert Breuer (g, voc), Fistus Dickmann (org, synth, voc), Bernhard Hocks (b, voc) und Harald Bernhards (dr) waren gute Handwerker, die ihre Instrumente wohl zu bedienen wussten. Ihre Texte sind weniger gelungen, die schier endlosen Moralpredigten nerven teilweise kräftig und verderben so manches Teil. Das passt in die Kategorie "gute, anspruchsvolle Texte" und haut den Songs die Beine weg. Aber es gibt immer noch genügend Interessantes zu entdecken auf dieser CD. Die beiden ersten Songs "Prolog" und "Requiem der Natur" sind nicht mit so lautem, vordergründigem Gesang belastet. Dafür gibt es im zweiten Stück einen Chor, der bombastisch auf die Tube drückt und das Stück ungemein sympathisch macht. Die Gitarrensoli, typisch für die Zeit, sind vom Blues inspiriert. "Tips zum Selbstmord", ein markanter Song, ist doppeldeutig gemeint und bezieht sich auf die Verwüstung der Erde durch den Menschen, eines der Leitthemen von Necronomicon. Die hier eingesetzten Schreie tun ihre Wirkung. Das anschließende "Die Stadt" erinnert mich an Ton Steine Scherben, ist musikalisch aber vielschichtiger. Auch hier ist der Text noch nicht so nervend, wie es im folgenden "In memoriam" kommt. Als würde der Song durch die Texte vergewaltigt! Warum die das Ding nicht Prozentsong genannt haben, bleibt mir ein Rätsel. Dazu die seltsam unpassenden, aufgesetzten Rockschreie, hier ist irgendwas schief gegangen - und zwar gewaltig! Das "Requiem vom Ende" ist zwar nicht ganz so schlimm, aber immer noch extrem seltsam. Die 4 Bonustracks haben einen etwas schlechteren Klang, dumpfer und matter klingen die Stücke, aber immer noch gut anhörbar. Die Songs sind härter und fetziger, krachen mehr und machen ordentlich was her. Die Texte sind von derselben Dimension, nicht eben blöd oder dumm, als Moralkeule aber unpassend. Erstaunlich, wie gut die Band die hier ausufernder zu hörenden Instrumentalpassagen zu spielen weiß. Da tut sich was, ist Kraft und Dynamik zu hören. Das umfangreiche Booklet, wie immer bei Garden Of Delights, geht intensiv auf die Geschichte der Band ein. Eine wirkliche Empfehlung kann ich nicht geben, wohl nur Hardcore Freaks des alten Krautrock werden die Platte lieben, wie sie ist.

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VM




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