Nebelnest "Nova Express" (Cuneiform Records 2002)

Der Wechsel zu Cuneiform ist der Ritterschlag. Und siehe da, Nebelnest bedanken sich bei Mike Johnson und Thinking Plague. Nicht genug, Bob Drake kann verantwortlich gemacht werden für Aufnahme, Mix und Mastering. Der SpaceRock der Franzosen findet auf seinem zweiten Album gewaltige und anspruchsvolle Töne. Zwei kurze und drei lange Tracks entführen in den urgewaltigen Kosmos freier, kantiger und wilder Musikalität. Die derb-disharmonischen Songs greifen auf abstrakte Muster zurück und lancieren zwischen symphonisch schwindelerregendem Bombast und akut dramatischer Epik. Das eindrückliche Geschehen innerhalb der Songs jedoch kann nicht vergessen machen, was das ganze Album bestimmt: ein eklatant auffälliges Fehlen jeglicher Anwesenheit von Komposition, von melodischem, wenn auch amelodischem Gespür. Die Band ist technisch versiert und problemlos in der Lage, ihre aufwendigen Dramen formidabel umzusetzen. Doch die Dramen sind´s, die kranken. Der Hörer versinkt in gewiss brutalen, gleich episch-melancholischen wie elegant-schwebenden und teils sehr lauten Nichtigkeiten. Der Raum hat keine Struktur, sondern eine desolat anmutende, schier verzweifelte Orientierungslosigkeit, aus der sich einige Melodiemuster retten, die als Eckpunkte herhalten. "Nova Express" ist das zweite Beispiel der anspruchsvollen Franzosen Nebelnest, grandios zu scheitern. War Bob Drake ohne Gesicht? Blieb der Band nicht, reichhaltige Struktur zu erkennen? An der kraftvollen Aktivität der Musiker kann es nicht liegen.

www.nebelnest.com
VM



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