Neal Morse "Testimony 2" (Radiant Records, 23.05.2011)

"Testimony 2" ist Neal Morse' konsequente Weiterentwicklung als Solokünstler. Der Mann untermauert seine nicht platte oder nervende christliche Botschaft hier mit symphonischem Progressive Rock, dort mit liedhaftem Melodic Rock. Unterstützt wird er von seiner alten (amerikanischen) Garde Mike Portnoy (dr, voc) und Randy George (b). Und gerade was Schlagzeuger Portnoy einbringt, ist - in aller Versiertheit und technischen Extravaganz - eher eingängig, groovig, poppig, flott und nett, und eigentlich nie besonders hart oder rasant, der Mann hat seinen Stil und der bleibt im Hause Neal Morse eher fröhlich und sanft - selbst in Knüppelpassagen, von denen es zahllose gibt, und die wie Wildsau gespielt sind - eine Frage der Produktion, Neal Morse will sein Album nicht scharfkantig und angriffslustig, sondern freundlich und positiv. Geht auch so. Randy George ist ein exzellenter Techniker, der im fetten Schwang der symphonischen Ereignisse kaum auffällt. Zudem ist eine nette Gastschar angetreten, etwa Steve Morse - und Typen von einer Band namens Spock's Beard (beim Barte des Spock!) - letztere mischen mit sauguten Chören die Instrumentalarbeit grandios auf. Fabelhaft! Sind die Songs von Neal Morse im Vokalstadium, gibt es liedhafte Eingängigkeit und Sanftmut bis zur Butterschmelze über den ganzen goldenen Getreideacker, gewiss mit diversen feinen und locker flotten Instrumentalschnörkeln, die dann klar machen, wo der Hörer sich gerade aufhält, und bei wem. Und doch gibt es auch hier in den Texten und dazwischen etliches zu entdecken, und da schaut wieder so ein Schnipsel Gentle Giant vorbei, nur mal so. Etliches mehr. Die Songs sind voll, prachtvoll, nette, verspielte, reiche und unglaubliche Ideen sind da aufgebaut, dass die Frage bleibt, wo der das nur alles schon wieder hergeklaubt hat.
Geht es ins Instrumentale, werden keine Gefangenen gemacht. Neal Morse ist ebenso begnadeter Keyboarder wie Gitarrist. Letzteres macht ihm dem Anschein nach angenehmer Weise am meisten scharfkantige Laune.
Die Band knüppelt ordentlich, die Songs haben Schmackes und sind erstaunlich knackhart, nett! Und es gibt Themen- und Stimmungswechsel ohne Zahl und stets ausgeglichen und wohlüberlegt. Und doch selbst im wildesten und komplexesten Vulkanbrausen ist jeder Song mit jedem Ton so produziert worden, dass nix zu heftig oder böse klingt. Alles hat seine liebliche, sanfte Seite, und alle Qualität. Wer schon länger nicht mehr hören mag, was sich this kind of guy so erdenkt und einspielt, wird dem zweiten Teil seines "Testimony" nicht mehr abgewinnen können, als dem ersten und den Alben davor. Wer offenen Ohres ist und diesen ‚alten' Sound immer wieder mag, darf sich auf hohes Niveau und tausenderlei positive Überraschung freuen.
Indes, CD2 ist Bonus und mehr als leidlich nicht.

Neal Morse: Lead vocals, keyboards, guitars
Mike Portnoy: Drums, vocals
Randy George: Bass

Matthew Ward: Vocals
Paul Bielatowicz: Guitar
Steve Morse: Guitar
Nick D'Virgilio, Alan Morse, Dave Meros: Spock's Beard vocals
Eric Brenton: Violin
Mark Leniger: Saxophone

Disc One:

Part Six: 22:50
Mercy Street
Overture No. 4
Time Changer
Jayda
Part Seven: 22:54
Nighttime Collectors
Time has come Today
Jesus' Blood
The Truth Will Set You Free
Part Eight: 32:36
Chance of a Lifetime
Jesus Bring Me Home
Road Dog Blues
It's For You
Crossing Over/Mercy Street Reprise

Disc Two

Absolute Beginner 4:39
Supernatural 6:11
Seeds of Gold 25:59

nealmorse.com
radiantrecords.com
VM



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