Mark Nauseef "Personal Note" (CMP Records 1981)



Zu Beginn der 80er Jahre war der progressive Jazzrock längst im Mainstream versumpft. Hier und da gab es noch ein paar nette Alben, der Rest sattelte gerade auf Pop und sonstiges um, da erschien mit "Personal Note" ein furioses Feuerwerk illustren Jazzrocks, das den Sumpf noch mal so richtig zum Kochen brachte. Mark Nauseef, als 18jähriger bei Velvet Underground am Schlagzeug, später für die Ian Gillan Band und Thin Lizzy hinterm Drumset und in vielen Projekten erprobt, hatte endlich dazu gefunden, seinen Einstand zu geben. Eine fabelhafte Band gesellte sich zu dem Perkussionisten und Schlagzeuger. Joachim Kühn, der bunte Hund im Jazz, bediente Tasten und Alt-Saxophon. Trilok Gurtu brachte eine Vielzahl an Percussions ein, George Kochbeck und Detlef Beier bedienten den Bass. Jan Akkerman, Kopf der holländischen Rocker Focus, spielte in zwei Stücken seine Gitarre und nicht zuletzt Thin Lizzy´s Phil Lynott (R.I.P.) sang im Opener ein Jazz-Stück, wozu er leider nie wieder in dieser Grandiosität fand! Und Phil Lynott ist ein ausgezeichneter Jazz-Sänger! "Personal Note" ist eine einzige Orgie. High Energy Fusion rasender Natur. Voll verblüffender Passagen, wilder Ausbrüche, improvisativer Schübe und nervösem Songaufbau. Mark Nauseef selbst erinnert sich nur stückweise an die Aufnahmen. "Fillmore", meint er, das abschließende, über 10 Minuten lange Stück, ist Miles Davis gewidmet. Der Energie und Vitalität, die Miles Davis ausstrahlte. Das Zusammenspiel war glücklich gewesen, die Band hatte großen Spaß an den Sessions und Aufnahmen. Geprägt von progressiver Rockmusik, Jazz und worldmusic entlädt sich eine Kaskade energiereicher Ideen, musikalischer Einfälle, hyperenergetischer rhythmischer Finessen und inspirierter Kompositionen. 1981 ist "Personal Note" auf CMP erschienen, weitere Alben von Mark Nauseef und anderer Musiker folgten. Dann ging das Label pleite und wurde 1997 von der Silva Screen Group aus London übernommen. Ob das der Grund dafür ist, dass dieses Paradebeispiel erstklassiker Jazz-Fusion noch nicht auf CD erschienen ist, konnte Mark Nauseef mir am Telefon nicht sagen. Er weiß nur von der CD-Veröffentlichung eines japanischen Labels (JIMCO), das die Aufnahmen von LP entknistern musste. Das wird auch einer offiziellen europäischen und weltweiten Veröffentlichung nicht erspart bleiben. Leider ist das Studio samt Lager, in dem sich unter vielen weiteren Tonbändern auch "Personal Note" befand, vor langer Zeit abgebrannt. Ein Trauerspiel, dem nicht zu begegnen ist. Einige Stücke von "Personal Note" sind auf einem Sampler gelandet. Das komplette Album soll, nach Mark´s Vorstellung, überarbeitet, remixt und anschließend neu veröffentlicht werden. Doch das wird dauern. Seine heutige musikalische Arbeit geht vor, so veröffentlicht er gerade ein perkussives Werk mit indischen Musikern. Seine Inspiration gehört jeder "guten" Musik, egal, ob im Rock, Jazz, neuer ernster Musik oder Worldmusic, wobei ihm gerade indische Musik - und schon das ist ein riesiger Bereich - besonders am Herzen liegt. Danke, Mark, für dieses grandiose Album!

VM



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