The Muffins "Bandwidth" (Cuneiform 2002)

Die Reunion der meisten Bands ist eine nostalgische Zeitreise mit verklärtem Blick, die das baldige und endgültige Aus bezeichnet. Den Eindruck erweckt die Reunion der Muffins nicht. Die 1974 gegründeten und 1981 auseinandergegangenen Muffins ruhen sich auf ihrem Erfolg nicht aus - der übrigens ein großer war: die Progressiven verehrten sie, der Ende der 70er Jahre aufkommende No Wave deklarierte sie als seine amerikanische Version und gar die Punkszene schien Gefallen an den ausgeflippten und dabei stark jazzbeeinflussten Muffins zu finden. Doch geben wir ihnen Freiraum: die Muffins spielten und spielen einen sehr jazzgetränkten Rock, der durchweg nicht typisch ist, aber doch nicht ausserhalb herkömmlicher Vorstellungen. "Bandwidth" schließt zwar nicht ganz dort an, wo die alten Alben/Songs spielten, aber weit weg davon ist die neue Produktion nicht. Die starke Rhythmusfraktion Billy Swann (bs) und Paul Sears (dr), die beide auch mal zur Gitarre greifen, flechten einen üppigen und furios-virtuosen Teppich, der von allerlei aufbrausenden, zusammenknickenden, explodierenden Parts gebrochen, gezerrt und gestaucht wird, um immer wieder die vitale Basis zu bilden, auf der die beiden Bläser Thomas Frasier Scott (sax, fl, cl) und Dave Newhouse (p, org, sax, b-cl, fl, Komp.) melodische, solistische oder fett unisonierende Ausflüge entwerfen. Da kann es passieren, das in "Walking The Duck" urplötzlich die Bassgitarre zu einem brutalen Solo ausgreift, die Bläser den Rhythmus halten, dann aber hervorpreschen und kühl aber beherzt den Bass überstimmen und den Song in sanftere Bahnen lenken. Das Saxophon kann (in allen Songs) avantgardistische Tupfer setzen und leicht verspielte, dennoch offenbar gebremste Free-Passagen auf einen impulsiven Rock-Rhythmus werfen. Zumeist jedoch hält sich die Band erstaunlich zurück, das geht gar so weit, dass einige Songs schier gesichtslos erscheinen, sich ein etwas angegrauter Fusion-Jazz auftut, der sein Pensum absolviert und schal verklingt. Darauf kann "Bandwidth" jedoch keineswegs beschränkt werden, denn wie gerade die Bläser sich lyrisch oder expressiv in die Melodie begeben, mal ein verhallt-melancholisches Moment hervorheben, mal kräftig einen Fast-Schon-Swing blasen, alle Ehre, das hat große Klasse! Das abschließende "3 Pennies", ein stilles Piano-Stück, holt den Hörer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und schmeichelt seinem Sinn für Melodie. Gewidmet ist das Album Rick Barse, dem kürzlich verstorbenen Leader der amerikanischen Progheads Grits.

themuffins.org

VM



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