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Mrs. Kite "A Closer Inspection" (Rockwerk Records 2013)


Zwar schon ein wenig älter, aber keineswegs veraltet, bricht mit "A Closer Inspection" wieder ein Orkan aus deutschen Landen über uns herein, der sich bei näherer Betrachtung als ein jedem Prog-Doktor auf den Zahn fühlendes Komposit aus dem Jacques Loussier Trio, dem Mahavishnu Orchestra, Los Jaivas, Fates Warning, Sieges Even, Porcupine Tree, Pink Floyd und noch einigen anderen Bands mehr darstellt, die nicht auf den ersten Blick herauszuhören sind, das sieht jeder Taube auf dem Dach sofort (ein). Wenn es einer Band schon zu Beginn ihrer Karriere trotz nur sehr schwer verleugenbarer Einflüsse gelingt, eigene Pfade zu beschreiten, zeugt dies für mich von Kreativität und Originalität; von jazzrockigem über neoklassisches bis hin zu progmetallischem Flair und wieder zurück reicht die Palette beim Klang gewordenen Inspektor Closeau. Dä Kölsche Jungs haben schon so viel Profil in ihren Spiel, dass daraus wird ein eigener Stil: Chorgesänge, wunderschöne Keyboardlinien, zu denen sich meist eine bissige Gitarre der Marke Riff-Hai gesellt sowie häufige Wechsel, die wider Erwarten Atmosphäre erzeugen, statt sie zu zerstören, zählen zu den Markenzeichen von Mrs. Kite. Die Stücke wirken außerdem nicht wie bei vielen Prog Bands zusammen gestückelt, sondern wie aus einem Guss. Das bedeutet Daumen hoch für Komposition und Arrangement; auch in technischer Hinsicht gibt es nichts zu meckern. Dennoch sei mir eine Anmerkung in diesem Kontext erlaubt. Zwar sind sämtliche Instrumentalisten - Florian Schuch (Solo- und Chorgesang sowie Keyboards), Ferdinand Schuch (Gitarre und Chorgesang), Lukas Christen (Bass) und Philipp Verenkotte (Schlagzeug) - erste Sahne, doch mir als Trommler gefällt der Schlagzeuger, der seine Sticks wie ein Maler seine Pinsel benutzt, um verschiedenste Klangfarben zu erzeugen, am besten; Philipp hat sich demzufolge den Ehrentitel "Einfalls-Pinsel" redlich verdient. Beim Spiel dieses Zwirbelwindes hat jeder Drachentöter seine Probleme, denn angesichts solcher Turbulenzen kann man sogar Drachen beiderlei Geschlechts gleichzeitig steigen lassen, ohne dass sie sich gegenseitig den Wind aus den Segeln nehmen. (Ein positives Beispiel für Gender Mainstreaming?) Auch die qualitativ hochwertigen Texte verdienen Erwähnung; es erfüllt mich mit großer Freue, dass im Bereich der progressiven Rockmusik nahezu keinerlei Sex, Drugs & Rock 'n' Roll-Klischees bemüht werden. Mittlerweile ist die Band zum Quintett angewachsen und arbeitet an neuem Material, das teilweise bereits auf der bandeigenen Internet-Präsenz angehört werden kann. Genug der Worte - ihr wisst, was zu tun ist: Holt sie euch, die alten und die neuen Songs.

mrskite.de
Frank Bender



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