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Mouse On The Keys "An Anxious Object" (Denovali Records, VÖ: 15.04.2010)
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Melancholie ist die neue Intensität. Von Metal bis Jazz. Von Folk bis Klassik. In echter Musik. Musik. Nix Popquatsch, und selbst im Popkosmos fängt es damit an; die besseren, alternativen Klänge.
Mouse On The Keys ist nix Pop. Und was Melancholie, kann durchaus dramatisch, bisweilen sogar extrem dramatisch, wie in "Spectres de mouse", dem zweiten Track auf der rein instrumentalen CD/LP, der sich dreieinhalb wahnsinnige und grandios aufregende Minuten lang, wahrhaft aufregend, durchaus, immens aufregend und zuerst erschreckend ob seiner Intensität und Heftigkeit, radikalen Härte und vitalen Energie, lichten Schöngeistigkeit in kraftvoller Düsternis, Heavyness bis ins metallische, handwerklich fast klassische Dramatik, wenn Jazz dann Skandinavien, konkret Schweden, aber längst nicht, was Folklore, europäisch. Die Band kommt aus Japan.
Akira Kawasaki (dr, p), Atsushi Kiyota (p, keys), Daisuke Niitome (p, keys) und Keisuke Ikeda (p, keys) - alle Keyboarder mitgezählt? - samt Gast Daisuke Sasaki (tr) in "Seiren" und Jun Nemoto (ss) in "Soil" - beide Jazzfarben webend, ersterer im 80er Miles Davis Sound, der Zweite unbestimmter, aber europäischen Inspirationsgeistes - haben einen ausgefeilten Hang zu moderner Klassik, der sich dezent mit symphonischem Progressive Rock verwebt, und einen ausgefeilten Hang zum komplexen Progressive Rock, der handwerklich klassische Qualitäten in den Vordergrund schickt.
Das Schlagzeugspiel ist stets komplex, aufregend komplex, was unbedarfte Alltagshörer gewiss vollständig überfordern und irritieren wird, Spezialisten komplexer Rockklänge hingegen mit verflixt positiven Überraschungsgefühlen erfüllen wird. Stilistisch gibt es keine Nähe zu irgendwas. Im Flyer steht sogar was von Posthardcore und Techno - Posthardcore mag noch eine etwaige, denkbare Andockungsmöglichkeit (die kaputte Idee) sein, Techno passt schließlich gar und ganz nicht, zuhöchst als umgekehrte Parallele: dies ist alles, was Techno nie sein kann.
Die instrumentalen Songs sind intelligent, witzig, dramatisch, hart und zart zugleich, rocken satt, ohne überhaupt Rock zu sein, und was die komponierten Melodiestrukturen betrifft, so hat die Band mit ihrem Piano-Schlagzeug-Komponisten einen an abstrakten, ausdrucksstarken und echten, wilden, leidenschaftlichen und darin zuhöchst sensiblen Klängen geschulten und interessierten Songschreiber, der kein Mittelmaß und keine Fadheit zuließ. Seine Keyboardband zeigt sich nicht nur handwerklich vorzüglich ausgebildet und geübt, sondern auch von den Kompositionen inspiriert, welcher persönliche Vorliebenhintergrund in ihnen ruht, mag dahingestellt sein, diesen Sound haben sie intuitiv verstanden und kraftvoll umgesetzt.
Ein Prädikat ganz vorn: kraftvoll!
Ach, noch eins: unerschrocken - - -
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