Moskus "Mestertyven" (Hubro, 09.05.2014)


Glatte 33 Minuten dauert der 11-Song-Reigen auf "Mestertyven". Moskus, Anja Lauvdal (p), Fredrik Luhr Dietrichson (double b) und Hans Hulbækmo (dr), arbeiten ungewöhnlich. Ihre überwiegend sehr kurzen Songs erinnern hier an die vormittägliche Klavierklimperei eines übenden Kindes, dort an avantgardistischen Minimalismus, dann an die absolute Simplifikation aller musikalischen Idee und schließlich an europäisch neuzeitlichen Jazz, der nur wenige 'echte' Jazzmoleküle aufweist und eigentlich aus der gleichen Verrücktheit stammt, wie die Idee aller Stücke der Band.
Klavier, Bass und Schlagzeug tanzen eine Ballade, die eigenen Geistes ist. Das Cover spricht Bände, es geht nicht im Ansatz um bekannte Liedstruktur. Und doch sind diese instrumentalen Tracks liedhaft. In ihrer künstlerischen Attitüde liegt eine Menge ernsthaften Schabernacks und Sinne für dunkelschrägen Humor, der sich hinter scheinbar nüchterner Betrachtung verbirgt.
Die lachen nicht. Sehen dich streng an und fordern dich heraus, zu reagieren. Was machst du, wenn du diese Songs hörst? Wie nimmst du sie auf? Was machen sie mit dir? Drogen sind hierbei kein förderliches Mittel, diese 'Abgefahrenheit' passt zu Aktentasche und Straßenbahn. Doch der sich da als Normalbürger mit seiner Aktentasche in der Straßenbahn verkleidet hat, geht nachher in die Industrieruine, wo er sein Studio betreibt und widmet sich der abgedrehtesten Inspiration, die ihn 'komische', 'seltsame', befremdliche und zuhöchst amüsante Songsplitter spielen lässt, die er zu elft auf "Mestertyven" packt und sich Moskus nennend hinter seiner Tür den Bauch vor Lachen hält. Und doch alles ist todernst gemeint.
Düsterskandinavienhumor. Für Andersdenkende.

hubromusic.com
VM



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