Mosa!k "Im Wandel der Zeit" (Eigenproduktion 2012)

Was nur ist es, das mir gleich im ersten Song bekannt vorkommt? Im Innencover finde ich es: Florian Huber, einst (oder immer noch?) bei Traumpfad. Es ist nicht (nur) sein Schlagzeugspiel, dazu singt er nur Chorgesang - und das ist es, seine Stimme, auch seine kompositorische. Die Band hat alle Songs gemeinsam ausgearbeitet, so ist es nachzulesen, und Flo hat seinen Charakter eingebracht. Da ich die Band und die anderen Bandmitglieder bislang nicht kannte, war mir dieser eine Einfluss gleich klar. Indes, Mosa!k, die mit dem bereits dritten Album (seit Oktober 2012) auf der Bühne stehen, haben kaum etwas mit Traumpfad gemein, und starke Songs auf der CD, ist also nicht nur der Drummer, it's the whole band!
Christian Brach (voc, rhythm g, acc-g), Martin Lukas (lead g, acc-g) und Stuff Brandstatter (b) ergänzen das Line-Up. Die jugendlich frisch aussehenden Männer haben nicht nur schon drei Alben auf dem Kerbholz, sie haben auch allerlei feine Einflüsse und zudem ein knackfrisches Songverständnis, die (überwiegend) deutschsprachigen Texte werden perfetto transportiert und instrumental geht es ordentlich ab, wenn einige Songs mir auch nicht zusagen.
Schon im Opener liegt Iron Maidens DNA im Genom, im zweiten Track gleich noch einmal, im Anschluss entfernen Mosaik sich von der stilistischen Nähe. Und - die Songs sind Eigenkompositionen. So viel Musik und Rocksongs es auch geben mag, diese Jungs haben es drauf, gute, eingängige, schön hart gespielte und vor allem druckvolle Songs zu schreiben und spielen. Die vokalen und instrumentalen Dynamisierungen (ich komme mit dem Schreiben meinem Denken nicht hinterher, so beflügelt mich die Band) gehen ab wie Schmitz Katze, die ersten drei Songs sind, mit Verlaub, saugeil und wollen nur laut aus den Boxen. Schön, dass das Haus leer ist.
Die Rhythmusabteilung arbeitet technisch auf den Punkt, stets schön kraftvoll und vertrackt, dabei stringent und zielorientiert, ohne witzige oder dynamisch rockende Extraportionen zu vernachlässigen. Der raffiniert arrangierte Wechsel zwischen Parts ohne vordergründig dröhnende Elektrische und, nun, Parts mit ebendieser kann nur Schule machen. So werden Songs geschrieben.
Das erste Mal kriege ich dann im vierten Song "Darkside" Angst, als plötzlich, nach einem Prince-gleichen funky Vokaleinsatz kellertiefes Grunzen angesetzt ist - während die Band zwar ordentlich hart, aber doch poplocker lustig musiziert. Schöner Kontrast!
Song Nr. 6, "Das Band", ist plötzlich ein Rockschlager. Die Band ist hörbar dieselbe wie zuvor, aber der Song (die CD ist kerzengerade 61:00 Minuten lang) würde bei mir im Mülleimer gelandet sein, ohne jemals wieder erwähnt zu werden. Schreck, lass' nach!
Gut gefällt mir dagegen "Geistesblitz" gleich im Anschluss. Zwar ist das Gesangsarrangement nah an eingängigster Eingängigkeit und die Vokalpassagen werden ganz gewiss nicht jedem Rockfan gefallen, doch der Text ist nicht blöd und entwickelt sich gut. Mutig, so einen Text so zu präsentieren! Nicht larmoyant, aber doch nichts, was die Hörermeute erwartet. Instrumental geht es bald nett heftig ab, live wird hier bestimmt zu langer Jam angesetzt, das Stück kann auf lange Meterminuten ausgedehnt werden, bleibt unterhaltsam und rockt, mit Verlaub, wie Sau! Der Text geht weiter, über des Textschreibers Ideeausfälle in dieser Art zu berichten, nun, will gemocht sein.
Gleich drauf "Im Wandel der Zeit" hat wieder diese kernigen Metal-Arrangements. Sehr reichhaltig, schön vital und fett, Mosa!k haben das Zeug, interessant knackharte Instrumentaltracks zu schreiben und spielen. Aber hier gibt es Text, und nicht schlecht. Die beiden folgenden Balladen sind nicht so schlimm wie Nr. 6, aber fesseln mich kaum. "Alright" könnte nett sein, wenn der Gesang nun nicht in Englisch abgefasst wäre und den Charakter der Band mindert. "Hello" ist der Popsong der Platte, grundsolide eingespielt und von knackigem Arrangement, wobei - immer wieder - ganz besonders die Rhythmuscrew hervorzuheben ist. Die beiden nächsten Songs lassen mich ziemlich kalt, erst das die CD beendende "Unschuld" wirkt energisch und gut geschrieben, ohne frühere Qualität zu erreichen (was vor allem am Gesang liegt, der wieder einmal viel zu schlagerselig ist).
Die Band wird gewiss zuerst live einen guten Eindruck machen, wenn sie kernig und ohne Kompromisse rockt. Das Balladen- und Popzeug (mit Verlaub again) wird dafür das eher allgemein gebildete Publikum ansprechen, die Spezialisten schalten da ab.
Fazit: überaus ansprechende Platte mit Mordslicht und graulauem Schatten.

mosaik-band.de
VM



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