Mosaik "Stille Nacht" (Eigenproduktion, VÖ: 01.08.2008)

Alles andere als Stille Nacht präsentiert die deutschsprachige Combo Mosaik auf ihrem Debüt. Flo Huber (dr, back-voc), der nebenbei Sänger bei Traumpfad ist, Martin Lukas (lead-g), Christian Brach (lead-voc, g) und Stuff Brandstätter (b) mixen Metal und Hardrock mit einigen Prog-Komplexen in eigenen Kompositionen, die gut abgehen und dabei allerlei technische Delikatessen bieten. Flo Huber, allem Anschein nach ein Nachkomme von Riesen, bringt sein Instrument zum Beben, spielt druckvoll und technisch, unterstützt vom Tieftöner, den Stuff Brandstätter metallisch wummern lässt. Die Gitarristen bestimmen das melodische Geschehen. Die Songs bauen auf schneidend scharfe Metalriffs, Martin Lukas zeigt ein ausgezeichnetes Gespür für eindrucksvolle Melodie- und Soloarbeit, während Christian Brach mit der Rhythmuscrew das hammerharte Fundament energisch betreibt.
Im Grunde haben deutschsprachige Rockfans es gut, dass das Gros der weltweiten Rockmusik seine Texte auf Englisch kommuniziert. So bleibt die Konzentration auf die Musik, die Texte spielen sich zweitrangig ab. Vermutlich würden in den diversen Sammlungen einige CDs weniger stehen, wenn der jeweilige Besitzer stets bewusst die Texte nachvollziehen müsste. Was nicht heißen soll, dass Texte grundsätzlich egal oder gaga sein können, oder gar in jeder Hinsicht falsch, aber sie sind nur ein Teil der Musik, nach meinem Empfinden ein eher unbedeutender. Warum spielt sich die weltweite Popmusik (die deutsche macht da keine Ausnahme) überwiegend auf Englisch ab? Weil wir jede Zeile jederzeit verstehen? Nein, weil es scheißegal ist, was da für dämliches (Pseudo-) Liebesgeflüster beschworen wird. Ich ganz persönlich höre nicht zuerst auf Texte, übersetze sie oder denke darüber nach. Jedes Gitarrensolo, jede abgefahrene instrumentale Idee ist mir wichtiger. Ich gehe davon aus, dass die komplexe Musik nicht gerade mit dämlichen Texten ausgestattet ist, hin und wieder lese ich in Booklets, aber nicht überwiegend.
Umso anstrengender ist es, einer deutschsprachigen Band zuzuhören. Das Gewicht der Texte drückt sich ins Bewusstsein, die instrumentale Seite der Musik bekommt ein Gegengewicht, das ich nicht unbedingt brauche. Mosaik haben bildhafte, poetische Texte, von denen einige ideenreich und überraschend sind, die ich gut nachvollziehen kann, die mich fesseln. Aber nicht alle. "Der Koenig" zum Beispiel sagt mir überhaupt nichts. "Worte" ist eine Aneinanderreihung von - Worten - , ein zweites großes Fragezeichen. Diese Texte sind gewiss nicht blöd, lassen mich aber kalt oder nerven gewaltig. Meine persönliche Sicht. Geschmackssache.
"Nur einmal moecht ich boese sein" hingegen, "Zwei", "Mosaik", "Das Ziel" oder "Erde" sind Texte, die mir was sagen. Die kann und will ich hören, und irgendwann merke ich, dass sie ganz allein durch meinen Kopf geistern, wenn ich die Songs längst nicht mehr höre. Überwiegend ist "Stille Nacht" ein gutes Stück harte Rockmusik. Die Schlagzeugarbeit und Gitarrensoli sind die hohe Kunst dieses Albums, die kraftvoll donnernde Riffarbeit eindrucksvolle Basis. Der Vierer beweist ein außergewöhnlich gutes technisches Geschick. Und Sinn für kernige Kompositionen.

mosaik-band.de
VM



Zurück