Moon Safari "A Doorway To Summer" (Blomljud Records 2005)

Blomljud Records CD 001. Ob Tomas Bodin, der Keyboarder der Flower Kings, der Moon Safari produzierte und als Gastmusiker in Aktion trat, kurzerhand das Label gegründet hat, um diese junge und ungemein frische Band zu veröffentlichen?
Ein weiterer Gast ist Simon Lundin - ein Sohn von Kaipas Hans Lundin? Wie dem auch sei, die Band aus Uppsala (und noch eine tolle Band aus Uppsala!) mit dem romantischen Namen Moon Safari, den jungen Gesichtern und Haarschnitten, als wollten sie die Popwelt revolutionieren, spielen irritierender Weise enorm inspirierten Symphonic Rock mit epischen Kompositionen, farbreichen Keyboardorgien und wundervollen Chorgesängen. Sie liegen stilistisch und im Ausdruck den Flower Kings nahe, von denen sie, das sei verraten, ein ganz klein wenig klauen (was sie hier und dort auch bei Yes tun). Aber das machen sie dermaßen gut, dass ihnen vergeben sei.
Petter Sandström (lead voc, back voc, harm), Simon Åkesson (lead voc, back voc, keys), Johan Westerlund (b, back voc), Anthon Johansson (g, back voc) und Tobias Lundgren (dr, perc) gehen ihre traumhaft schönen Songs entspannt und genussreich an. Die Atmosphäre in der Band muss besonders sein, die Harmonie der Musik ist unglaublich. Und trotz allen Schönklangs gibt es nicht den Hauch von peinlichem Kitsch. Die 5 langen Songs sind zart und lyrisch, haben ein knochentrockenes und differenziertes Rhythmusgerüst, maximalen Keyboardeinsatz und viel akustische Gitarrenpräsenz (hin und wieder aber können Moon Safari auch kraftvoll rocken - dann klingt der elektrische Gitarrensound, als wäre Roine Stolt der Gitarrenlehrer von Anthon Johansson gewesen).
Hin und wieder geht es die Band komplexer an, das Gros der vielen Ideen in den 5 Songs ist von harmonisch kniffliger Komplexität, ohne dass die Songs überladen wirken. Das wird sicher auch Musikfans gefallen, die Progressive Rock nicht kennen oder keinen Bock drauf haben. Doch vor allem wird der Symphonic Rock Gemeinde mal wieder ein Hammergeschenk gemacht. Verrückt, da gibt es ein paar Jungs mit frischen, lockeren und hinreißenden Ideen, die diese umsetzen und wir brauchen dem Dealer unser Wahl nur das Ok zu geben, schon sind wir im Besitz der Ideen. Sind wir das überhaupt wert?
Aber das Beste ist noch nicht erzählt. Komplexer Rhythmus, symphonischer Bombast, harmonischer Schönklang mit Folkeinfluss - das ist nur ein Part der Produktion. Einige der 5 Songs haben etwas ganz außerordentlich Besonderes. Ausgefeilte, harmonisch göttliche Satzgesänge adeln die kein bisschen angestaubten, sondern sehr frischen und unterhaltsamen Symphonien. Die Jungs haben hundertprozentig Gesangsunterricht gehabt. So etwas Schweres wie diese, Pardon, geilen Satzgesänge bekommt man nicht einfach so hin. Das hat eine Ahnung vom Sound der Beach Boys, geht aber viel weiter. Kennt jemand die King's Singers? A Capella oder Jazzvokalbands aus den 60ern? Etwa so klingen die plötzlich ins Spiel gebrachten, harmonisch ungemein komplizierten und hochaufwendigen Satzgesänge. Das kommt leider nur wenig in den Songs vor, dauert auch nur ein paar Momente. Danach setzt der "normale" Chorgesang wieder ein, dessen melodisches Harmoniegefüge längst nicht so aufwendig ist.
"A Doorway To Summer" wird wohl zuerst den Fans des melodischen, harmonischen Symphonic Prog gefallen. Aber die Old School Liga sollte mal reinhören. Wenn ich denn mal keinen Bock auf Ruins habe, lasse ich mich vom Kaliber Moon Safaris unterhalten.
Kümmert euch darum!
Beim nächsten Album bitte VIEL mehr von diesen gigantischen Satzgesängen, bitte!

moonsafari.se
justforkicks.de
VM



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