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Mollmaskin "Heartbreak in (Stereo)" (Autumnsongs/Just For Kicks, 27.03.2015)


Popverliebte Pianoballaden düster-verspielter Bauart mit geringen Anteilen instrumentaler Schnörkel, wie sie im Prog-Bereich zu finden sind, präsentiert das Mollmaskin genannte Soloprojekt Anders Biermelands. Auf der linken und rechten Seite, wie Mollmaskin seine beiden CDs nennt, und die je zu circa 25 Minuten (in 5 bzw. 6 Songs) Songmaterial gefüllt sind, schmachten die elegischen Phantasien Biermelands und des Coversongs von Hervé Péron. Eigenwillig lyrische Songs mit Tiefgang und viel verhalltem, elegischen Gesang, die absichtlich karg und kühl wirken, und trotz der vielen eingesetzten Instrumente unnahbar und geheimnisvoll sind. Das geht weit über düsteren Skandinavien-Prog hinaus, ins schwebend Esoterische, wo perlendes Piano und glockenklarer, mit trauriger Note schmachtender Gesang seltsame Melodien aufmacht.
Selbst instrumentale Passagen in ihrer verhallten Tonfülle und in berückend dichtem tonalen Schwall, der zwischen den Strophen wie Instrumentalklötzer sitzt und ebenso mystisch und ungreifbar zu sein scheint, wollen nicht schnell ins Gehör. Es braucht etliche Hördurchgänge, diesem schwermütigen Reigen auf die Schliche zu kommen - und ihm gleichzeitig zu verfallen.
Die Songs sind nicht typisch komponiert und selbst wenn die Lieder songdienlich überwiegend auf den Gesang fokussiert sind, macht es Mollmaskin dem Hörer nicht leicht. Seine Gesangslinien sind wie Gebirge, in dem man über zahllose Felsen klettern muss, um mit der Materie warm zu werden. Nicht unanstrengend, sehr interessant und viele düstere Bilder aufmachend, bleiben die instrumentalen Passagen in ihrer massigen Dichte erstaunlich blass. Nicht alles, was Mellotron und Skandinaviendüsternis, nicht alles, was schwebend über schweren Wäldern rauscht, zieht bannend ins Geheimnis. Und weit im Off, hinter den fragil verwirrenden Gesängen ist der Einfluss des Kirchenchores zu hören, dem Biermeland in seiner Kindheit wohl ausgesetzt war.
Bierlande ist kein Elton John der düsteren Skandinavien-Melancholie, und doch ist die liedhafte Sprache seiner dramatisch lyrischen Stücke ergreifend, in den mystisch wuchernden Instrumental- und Vokalarrangements mit hypnotischen Reiz, der betört, verwirrt und verführt.
Mollmaskin will entdeckt werden und versteckt sich in seinen unzugänglichen Songs sehr tief. Wer sich in den Irrgarten wagt und auf die Suche macht, entdeckt zuletzt den Reiz der Schnörkel und Verwerfungen, die dieses außergewöhnliche Schmachtwerk ausmachen.

autumnsongsrecords.com
justforkicks.de
VM



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