Minotaurus "Fly Away" (Garden Of Delights 2002)

Minotaurus aus Oberhausen hatten sich dem Symphonic Rock verschrieben. Mitte der Siebziger Jahre fand die Band zusammen. Michael Helsberg (g), Ludger Hofstetter (g), Ulli Poetschulat (dr), Dietmar Barzen (key), Bernd Maciej (b) und Peter Scheu (voc) brachten sich die Fertigkeiten an den Instrumenten selbst bei (abgesehen von Ludger Hofstetter, der bereits an klassischer Gitarre und Cello ausgebildet war) und machten sich einen Namen, als sie bei der Filmothek der Jugend Oberhausen zum Film "7117" von Stanley Kubrick live spielten. Sie wurden im Laufe der Zeit immer besser und bekannter, schrieben und spielten mehr eigene Songs und beschlossen 1977, Songs für eine LP aufzunehmen. Im Januar 1978 ging die Band ins Studio (wo sie auch ein Mellotron verwenden konnte), um "Fly Away" aufzunehmen. Die LP erschien in einer Auflage von 1000 Stück (zuerst ohne Hülle!). Im gleichen Jahr stieg Michael Helsberg aus und damit war der Anfang vom Ende getan, Minotaurus löste sich 1979 nach etwa 100 Auftritten auf. Die Veröffentlichung von Garden Of Delights wurde vom Mutterband gezogen, Ulli Poetschulat stellte die Aufnahmen zur Verfügung, hinzu ist ein Bonustrack gekommen, der bisher nicht veröffentlicht worden war. Dabei stellte sich heraus, dass noch weitere Bänder mit unveröffentlichtem Minotaurus-Material vorhanden sind, die vielleicht später veröffentlicht werden können. Dies und mehr kann man ausführlich im dicken Booklet nachlesen. Die 7 Stücke der CD sind bis auf den kurzen Hardrock "Highway" sehr symphonisch. Gute Gitarrenarbeit, schwere Orgeltöne und komplexes Schlagzeugspiel lassen schnell vergessen, dass die Kompositionen nicht so ganz fabelhaft geraten sind. Am besten sind die Songs, wenn die Band zu ausführlichen Instrumentalausflügen ansetzt und die Lyrics hinter sich läßt. Sänger Peter Scheu hat zwar eine gute und kraftvolle Stimme, aber die kompositorische Ausarbeitung der Themen während der Strophen und Refrains klingt etwas schwerfällig. Wenn jedoch Keyboard und Gitarren zu Soli und gemeinsamen, zumeist lyrischen Improvisationen ausholen, verändert sich die Stimmung sofort und eine traumhafte, elegante Atmosphäre breitet sich aus. Schon erstaunlich, dass die Musiker, die fast vollzählig im Eigenstudium ihr Instrument erlernten, zu solch komplexem und anspruchsvollem Spiel in der Lage waren. Der Bonustrack "Sunflowers" läßt im Klang zwar etwas nach, ist musikalisch jedoch von gleicher Qualität. Die CD kann ich gut empfehlen. Die tief im Symphonic Rock verankerten Songs haben diesen typischen, sympathischen Klang der Siebziger Jahre, der kurze Zeit später durch New Wave und anderes dämliche Zeug verdrängt wurde. Schöne Erinnerung in sehr gutem Klang.

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VM



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