Milo's Craving "the more you know" (LaSy Merchandising GbR 2007)

Das Wiesbadener Duo Milo's Craving, dahinter stehen Kathrin Elfman (lead-voc, keys) und Klaus Rausch (keys, synth), widmet sich auf seinem CD-Debüt liedhaftem Progressive Rock und startet mit dem 18-minütigen "Prince of Darkness" gleich in die Vollen. Unterstützung fand das Duo in Thorsten Kern (g), Torsten Bugiel (dr) und einigen Gast-Chanteusen. Inspiration fand Kathrin Elfman, die sämtliche Songs komponiert und die Texte geschrieben hat, in Kansas, Rush, Neal Morse, Genesis und Pink Floyd, ohne ihren Vorbildern jedoch stilistisch eng auf den Leib zu rücken. Stattdessen ist die musikalische Arbeit angenehm unabhängig, hat gewiss Ansätze an bekannte Namen, etwa Kate Bush, so auch an Retro Prog und Neo Prog, um es kurz zu machen.
Schon im langen Opener ist viel von der Qualität der Kompositionen, ihrer Arrangements und Einspielung einzuschätzen. Kathrin Elfman, deren Homepage einige interessante Engagements erkennen lässt, unter anderem war die Lady TV-Sprecherin, singt in Refrains etwas überambitioniert und überbetont. Zwar ist ihre - angenehme - Stimme geübt und macht keine Fehler, hat Charakter und kann Stimmungen transportieren, aber die Gesangslinien, die sie verfolgt, überdehnt sie mit improvisatorisch wirkendem Charakter - was aufgesetzt wirkt. Andere Ohren werden das gewiss anders hören.
Instrumental ist das Stück interessant, stimmungs- und abwechslungsreich. Wenn es rockt, dann forsch und knackfrisch. Geht es elegisch zu, dann lyrisch und zart.
Im Anschluss gibt es das instrumentale "Time Machine", eine spannungsreiche, treffliche Note. "Haunted House" ist ein weiterer Longtrack, der symphonischen Rock popbetont spielt. Ein angenehmes Stück, mit komplexem Rhythmus - die Schlagzeugarbeit des kompletten Albums ist nur zu loben - und dramatischer Stimmung, das zwischen hartem Gitarrensound und symphonischen Keyboardteppichen Spannung erzeugt und viel Energie ausstrahlt.
Dann folgt der Popsong der CD. "Pictures And Voices" ist gefährlich. Ich wurde das Ding nicht mehr los, es ging mir ohne Unterlass durch den Kopf, der Refrain nicht allein ist reine Popmusik, für Prog-Fans pures Gift.
Der Kate-Bush-Faktor gewinnt im folgenden Longtrack "Wings of Stone" vokales Oberwasser, die ambitionierte Note ist unterhaltsam, ein kraftvolles NeoProg-Motiv. Die sich anschließende minimalistische, eingängige Piano-Ballade "Draw The Line" baut die zarte symphonische Note des Albums weiter aus, "Come Out" ist ein weiterer popbetonter Song mit Groove und simplem Riff, etwas zu schlicht im Umfeld der weiteren Songs. Entspannt und versonnen läuft die CD mit "Will you?" aus.
Instrumental und vokal ist die CD wohl gelungen. Die Kompositionen haben Sinn und Form, scharfe Rockhärte und zarte symphonische Lyrik. Die überwiegende Sanftheit der Songs auf der CD wird NeoProg Fans gefallen. Allerdings dürfte jeder Fan ambitionierter Musik abseits gängiger Kanäle seine Probleme mit diesem schrecklichen "Pictures and Voices" haben, wahrhaft ein Übel!
Angenehm, mal eine Frau nicht nur an der Front der Band, sondern auch als Urheberin der Musik zu wissen.
Progressive Rock ist wohl doch nicht nur für dickbäuchige, schiefköpfige, Langhaarsträhnen über Glatze tragende, in Gammeljeans steckende, blass mit schwitzender Haut in die Welt blickende, mit schwachem Händedruck ausgestattete Ewiggestrige, deren schwielende Pickel an unsäglichen Stellen ich hier lieber nicht erwähnt haben will, ob nun männlich oder weiblich (die Pickel). Sondern auch für deren kleine Geschwister, die noch so werden wollen (oder Kinder, wie in meinem ganz persönlichen Fall...).
He, Leute, kein Scherz!

miloscraving.de
VM



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