Mikko Iivanainen „Last Room“ (Running Moose Records 2014)


Auf gehts zum Fin(n)ish – the Last Room wartet! Aber der letzte Raum muss kein Traum bleiben bzw. wer weiß schon, ob wir in des Lebens Fluss auf dessen Baum treiben. Mikko Livanainen beschäftigt sich im Rahmen dieses Konzeptalbums mit der Reinkarnationslehre und erzeugt durch die stetig metamorphierende Instrumentierung ein wahres Möbiusband der Stimmungen. Es sind rockig-lyrische Instrumentalpassagen zu hören, die sich mit einem Streichquartett - Pasi Eerikäinen und Laura Airola (Geigen), Mauri Kuokkanen (Viola) sowie Riikka Lampinen (Cello) - vereinen, um in Passagen, die lediglich eine Akustik-Gitarre beinhalten, ihren Nachhall zu finden, aber auch prog-metallische Entladungen mit teils sogar extrem anmutender Stimmakrobatik. Für den außergewöhnlich abwechslungsreichen und fesselnden Sound zeichnen sich neben Scheffe Mikko (Gitarre, Bass, Keyboards, Banjo und Stimme) Mikko Kaakkuriniemi (Schlagzeug), Abdissa Assefa (Percussion) sowie Johanna Iivanainen, Kari Aalto, Aija Puurtinen und Matti Kervinen (jeweils Stimme und/oder Gesang) verantwortlich. Wenn es Mike Oldfield jemals geschafft hätte, ein reguläres Album mit Gesangspassagen (Ich meine hier nicht Vox Humana- bzw. Scat-Passagen!) und Filmmusik-Sequenzen aufzunehmen und dabei mit Jim Matheos und Michael Nyman zusammenarbeitend gelegentlich die wilde Sau rausgelassen hätte, könnte eine solche CD in etwa wie diese geklungen haben. Bereits im Erscheinungsjahr zum modernen Klassiker zu avancieren, das schaffen nicht allzu viele Scheiben - was für ein kompositorisches Ausnahmetalent doch dieser Herr Iivanainen ist! Ich war jedenfalls selten derart von einem Konzeptalbum fasziniert und förmlich elektrisiert wie von diesem. Bei jedem Hören hatte ich die gesamte Spielzeit über Gänsehaut pur. Dies liegt zum einen an der Musik, aber auch an der Thematik, die vermutlich die meisten Menschen schon beschäftigt hat: Wohin gehen wir, wenn unser physischer Körper stirbt und was passiert an diesem „Ort“? Ist der Schlaf tatsächlich, wie immer wieder behautet wird, der kleine Bruder des Todes und wo sind wir, wenn wir schlafen? (vgl. die Forschungen von Dr. Klaus Volkamer) Ist mit dem Tod alles zu Ende oder geht es weiter? Falls dem so sein sollte, in welcher Form geht es weiter? Wie ist in diesem Zusammenhang die Nahtodforschung - Elisabeth Kübler-Ross, Dr. Pim van Lommel, Dr. Jeffrey Long, Dr. Raymond Moody et alii - einzuordnen? Wann ist man de facto tot – im Falle eines Hirntods (= klinisch tot) oder eines Herztods? (Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass jedes menschliche Herz ca. 40000 Gehirnzellen enthält, sein Organ-Energiefeld ca. 1000 mal stärker als das des Gehirns ist und darüber hinaus Steuerimpulse des Herzens schon Sekundenbruchteile bevor das Gehirn aktiv wird, letzteres erreichen.) Wer definiert dies und aus welchem Grund? Sollte man bereit sein, seine Organe zu spenden oder führt dies bei einem möglichen Weiterleben, in welcher Form auch immer, zu Konsequenzen, die zu Lebzeiten überhaupt nicht absehbar sind? Welche Konsequenzen hat die Implantation eines Spenderorgans für dessen Empfänger? Wie lange braucht die Seele, so eine solche existiert, beim Tod des physischen Körpers, um sich von diesem vollständig zu trennen? (Bereits die heiligen Schriften der polytheistischen Religionen beinhalten Passagen, die besagen, dass die Seele drei bis sieben Tage braucht, um sich vom physischen Körper zu lösen und die Dimension zu wechseln. Prof. Konstantin Korotkov konnte dies experimentell bestätigen. Die Lebensenergie, die bioenergetisch gemessen werden kann, schwindet nach dem Tod des physischen Körpers, bis sie schließlich nach ca. einer Woche vollständig verschwunden ist. Niemand weiß wohin! Wie verhält es sich unter diesen Umständen mit dem Energieerhaltungssatz?) Gibt es Menschen, die nach dem Tod ihres physischen Körpers gar nicht bemerken oder nicht wahrhaben wollen, dass sie gestorben sind? Wie steht das Christentum, wie die Kirche(n) zum Thema Reinkarnation und Karma? Gibt es in der Bibel Hinweise auf eine Reinkarnation? Zunächst scheint die Reinkarnationslehre nicht mit der gültigen Lehrmeinung innerhalb des (Kirchen-)Christentums kompatibel zu sein, aber für Wahrheitssucher und Freidenker stellte ein solches Dogma zu keiner Zeit ein Hindernis dar. Kirchenlehrer der ersten Stunde wie Origenes (Lehre von der Präexistenz der Seele) und Basilides (24 Bücher, die Interpretationen zu den Evangelien enthalten) sind unter anderem aufgrund ihrer die Seelenwanderung betreffenden Positionen von kirchlicher Seite bis heute als Häretiker gebrandmarkt. Doch selbst wenn man die bestehende Lehrmeinung der Kirche(n) bezüglich der Reinkarnationslehre genau unter die Lupe nimmt, ergibt sich beim Studium der Evangelien keinerlei Widerspruch, wenn man das derzeitige Leben eines Individuums als das einzige Leben mit einer ganz spezifischen charakterlichen Ausprägung betrachtet. Diese momentane Wesenhaftigkeit verliert dann ihr Spektrum von Eigentümlichkeiten, die sie sowohl von allen anderen Individuen als auch von allen anderen Inkarnationen der eigenen Seele unterscheidet, wenn sie beim Versuch, das ewige Leben zu erreichen, scheitert. Reinkarniert in Konsequenz dessen ein Individuum, so wird seine Erinnerung an die vorherige Inkarnation gelöscht, obwohl sie unbewusst noch zumindest rudimentär vorhanden ist, wenn sie auch keinen unmittelbaren Einfluss auf das jetzige Leben besitzt. Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem seien der Film „Astral City - Unser Heim“ sowie die Bücher „Was ist Reinkarnation und Karma?“ von Pietro Archiati, „Reinkarnation im Neuen Testament“ von James Morgan Pryse, „Reinkarnation - Christentum und das kirchliche Dogma“ von Dr. Jan Erik Sigdell und „Reinkarnation in Europa“ von Prof. Ian Stevenson ans Herz gelegt.

mikkoiivanainen.com/en
Frank Bender




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