Mike Pinder
"The Promise"
"Among the Stars"
(Esoteric Recordings 2014)


Wie unschön! Diese schicke Box, wie sie schon Alben von Man verpackte und Premiata Forneria Marconi zu bislang besten "Cook"-Ehren verhalf, eben so eine Box verpackt zwei Alben des Moody Blues-Mitbegründers und Mellotron-Meisters (das erste Mal setzte er das Mellotron 1965 in "Love and Beauty" ein) Mike Pinder.
"The Promise" ist ein neun Songs umfassendes, gerade einmal 31:39 Minuten langes Album, das leidlich komponierte Mini-Songs enthält, die mit Soul- und Schlageranleihen versuchen, ins Radio zu kommen. Instrumental sind die Songs sehr schwachbrüstig, und in manchem Fall sensationell kitschig ("Free As A Dove", "I Only Want To Love You", usw.), dabei so lieblich und sanft, passend zur 70er Jahre Wohneinrichtung & dem Klamottenstil der damaligen feinen Dame. Plüschbombast. Gummihandschuhe bitte!
Einer der ‚besten' Songs ist "Someone To Believe In" - Jazzpop der Sorte Edel-Kirsch, der längst verdorben ist und noch nie gut war. Das 1:25 Minuten lange "The Seed" will mir fast gefallen, da setzt Mike Pinder mit Sprechgesang ein und die Chose ist im, ähm, Arsch.
Die 6 Minuten des Titeltracks am Ende sind nicht erwähnenswert, der Melodic-Rock-Schlager wirbt mit etwas Moody Blues im Blut und verstecktem Mellotron. Die Geigen im Off und - ach Quatsch, die gesamte Songstruktur sind eine einzige Schlagerkatastrophe.
CD2 enthält das mit vier Bonustracks auf 52:38 Minuten kommende "Among the Stars". 1994 waren die Haare weg. (Nicht nur ab.) Das Saxophon ist Gift von Anfang an. Schlager hat sich verwandelt in überaus süßlichen Melodic Poprock der harmonisch kitschigen Art. Die Songs sind sehr billig komponiert, haben sich stilistisch wie inhaltlich überlebt und werden, wenn sie Glück haben, lediglich im Kitschradio aus Versehen nach um 3 Uhr laufen - da ist NICHTS Bedeutendes zu erkennen. Belangloses Gedudel, von vornherein als dummes Radiofutter geplant.
Esoteric Recordings, die Vollständigkeitsfanatiker mit großartigen Alben im Katalog, und mehr als einigen überflüssigen Produkten, leiden daran, auch solches Zeug verarbeiten zu müssen. Damit der Chose ein gewisser Reiz anhängt, gibt es zwei Karten mit rauchendem Mike Pinder drauf als Beigabe, einmal mit Zopf und Bart, wo er wenigstens so aussieht, als mache er (Rock)Musik. Und: einer DVD mit Interviews. 2012 und 2013 aufgezeichnet, zeigt es den nunmehr (fast) ganz haarlosen (Schnauzer!) vergnügten alten Mike Pinder, der alle Zeit der Welt hat, sich über sich und Moody Blues zu äußern. 44:26 Minuten Story von Anfang bis heute, mit "Go Now" als aktueller Solo-Piano-Performance, na ja, das Interview ist allerdings wirklich interessant - und die Einspielung alter Bilder macht die Sache auch ansehnlich.
Ein ausführliches, informatives und seitenstarkes Booklet samt aller Texte und vieler Bilder rundet das Produkt ab.
Es macht mir keinen Spaß, über diese Box zu berichten und ich lege es nicht darauf an, das Produkt zu vernichten. Allein die Musik trägt in sich keinen großen Wert.
Historisch nicht wertvoll.

esotericrecordings.co.uk
cherryred.co.uk
VM



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