Maurizio Boco – Trance Circular Groove (Eigenproduktion 2012)

Maurizio Boco, der feinsinnige Der-wisch aus bella Italia, der auch ganz manifest auf den Putz hauen kann, veröffentlichte im letzten Jahr die Solo-Scheibe Trance Circular Groove, die ihn nicht nur als Meistertrommler, sondern auch als Kompositionskünstler zeigt. Er widmet sich auf dieser CD den Quellen des (Poly)Rhythmus und schafft es, die von ihm erzeugten repetetiven Rhythmen trotz ihres Trance-Charakters vor Abwechslung nur so strotzen zu lassen. Als grobe Referenz sei an dieser Stelle Deep Forest meets King Of Agogik mit Amarok-Einsprengseln genannt, nur mit dem nicht unwichtigen Unterschied, dass bei Signore Boco alles echt ist und nicht wie bei den Tiefenwäldlern aus der ethnischen Konservenbox stammt. Dergestalt wechseln Vox-Humama- und scatartige Passagen mit solistisch an Schlaginstrumenten geprägten Sequenzen, die in ein orchestrales Furioso münden, um danach wieder von Belcanto-Gesang getragen ihre rhythmischen Kreise zu ziehen und so heiter und so fort. Assistiert haben Maurizio bei dieser Aufnahme folgende Musiker: Moussa (Stimme), Stefano Sastro (Keyboards, Piano), Pamela Gargiuto (Violine und Stimme), Fabrizio Sciannameo (Bass), Mike Applebaum (Trompete), Derek Sherinian (Keyboard-Söldner par excellence), Giovanni Vigliar (Violone) sowie Giovannimparato (Percussion und Stimme). Das Titelstück zu Beginn ist gleich ein Longtrack von über 33 Minuten Länge, der es in der oben beschriebenen patchwork-markigen Weise in sich hat; ethnische Klänge laufen mit jazzigen Arrangements im die Wette, überschlagen sich, schlagen improvisativ um sich, schlagen um in narrativ-expressiv anmutende Phrasen, die sich in kontemplativ-figuraler Modulation aufbäumen, um anschließend in Wohlklang zu kollabieren. „5/4“ ist ein fulminantes dreieinhalbminütiges Schlagzeug-Solo im das-fünfte-Rad-am-Wagen-Takt, das für vier-Viertele-Freaks ganz schön taktlos klingen mag. Die Schlussnummer „Africa“, mit zwanzig Minuten Länge ebenfalls kein Kommerzradio-Format, ist die am deutlichsten ethnisch gefärbte Komposition, bei welcher der original afrikanische Chorgesang zeigt, wo der Bantu den Moist holt. Insgesamt ist diese CD ein klangliches Feuerwerk erster Güte, das unbedingt nach einer Fortsetzung schreit.

maurizioboco.com
Frank Bender



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