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Mats Morgan Band "On Air With Guests" (2002)
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Im letzten Jahr haben sie ein fantastisches Live-Album veröffentlicht, dass die Avantgarde-Rocker im Jazzrock zeigt. Die früheren Alben waren deutlich elektronischer, abstrakter. Der Jazzrock hat sich vertieft, Mats Öberg und Morgan Agren scheinen eine Heimat gefunden zu haben. Jedes Album war eine wilde Orgie gewesen, immer schon war das Duo, das sich jetzt zur 5köpfigen Band vergrößert hat, über herkömmliche Grenzen/Vorstellungen weit hinaus gegangen. "On Air With Guests" geht im gleichen Geiste vor. Die Stücke, heftiger Jazzrock-Fusion, mal sehr Funk-lastig und dröhnend wie ein ganzes Rock - Orchester, mal abstrakter Schnipsel, kaum eine halbe Minute lang, wissen nichts von Mainstream und Händchenhalte-Schunkelpop. Hier wird gearbeitet, dass die Fetzen fliegen. Teils sehr hart gespielt, von scharfkantigem Rhythmus und grenzenloser Wildheit - dabei immer verspielt, humorvoll, überkandidelt und frei: diese Band ist eine Speerspitze des Progressive Rock mit sehr eigener Intention. "On Air With Guests" sagt schon, dass einige Gäste zum Zuge kommen - die teils aus dem Umfeld der Band bereits vorher bekannt waren. In "Chicken Guest" spielt Jonas Knutsson ein rasantes Saxophon. Im 5minütigen "Sol Niger Within" - Schnipsel bedient Ex-Meshuggah-Gitarrist Fredrik Thordendal die schwer metallische Gitarre (im Duett mit Morgan Agrens Schlagwerk) - diese Orgie Avantgarde-Metals klingt wie der Drogenrausch eines wildgewordenen Monsters. Unvergleichlich und von dichter, ungleich beeindruckender Intensität. Morgan Agren scheint sein Schlagzeug zu vergewaltigen, die tonale Überflut wird nur von der sturen, schwermetallischen Gitarre im Zaum gehalten. "Advokaten" präsentiert Spoonman und Simon Steensland. Spoonman bedient Löffel und einiges kleine Küchengerät, mit denen er eine rasante Rhythmuskaskade abfährt. Als die Band zu disharmonischem Jazzrock einsetzt, spielt Simon Steensland ein seltsames elektronisches Instrument, das jaulende, pfeifende Töne von sich gibt. Sehr schräg und sehr gelungen! Zwischen den längeren Songs gibt kurze, heftige "Jingles". Gleichzeitig ist die Musik auf Video veröffentlicht worden, auf dem die Jingles schnell erklärt sind. Die Band spielt einen langen Song, Morgan Agren gibt unvergleichlichen Schlagzeugunterricht, ein Jingle kommt und die Band ist wieder dran. Wer sich nicht entscheiden kann, sollte das Video nehmen. Die Unerklärlichkeit, wie die Band diese Rasanz im Spiel an den Tag legt, wird hier leicht erfahrbar. Ansonsten: beide Teile sind Pflichtprogramm!
morganagren.com
VM
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