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Mats/Morgan Band "Thanks For Flying With Us" (Cuneiform Records 2005)
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Mats Öberg und Morgen Ågren haben den Schalk im Nacken! Das zeigte das damals noch als Duo mit Gästen arbeitende Gefährt schon 1996, als es "Trends And Other Diseases" und mehr noch 1997, als es "The Music or the money…" veröffentlichte.
Das musikalische Terrain kann man bei den beiden inspirierten Musikern zwischen seltsamem Pop und freier Avantgarde ausmachen. Wie war das noch bei Forrest Gump: man weiß nie, was man bekommt! Mats und Morgan haben schon als Kinder zusammen gespielt, der blinde Mats Öberg am Keyboard und Morgen Ågren am Schlagzeug, niemals hat das vitale Duo sich zurückgehalten, sie haben gehämmert und gepoltert wie verrückt, abgefahrene Rhythmen und Harmonien zelebriert. Nicht von ungefähr arbeiten beide immer wieder mit dem Meshuggah Gitarristen Fredrik Thordenal oder dem für extrem ausgefallene Musik stehenden Avantgarde Künstler Simon Steensland zusammen. Bereits als Knaben standen beide mit Frank Zappa auf der Bühne, haben Zappas "200 Motels Suite" mit dem Nederlands Philharmonisch Orchestra im Jahr 2000 neu interpretiert, solistische Arbeiten abgeliefert (Mats Öberg mit dem Schülerensemble G.U.B.B. und Morgen Ågren ein Schlagzeugvideo + Band, wo er unter anderem Techniken erklärt, wie ein Berserker spielt und nebenbei LPs vorstellt, die ihn inspiriert haben - fast alles klassischer Jazzrock und immer wieder Zappa).
Bisher haben Mats/Morgan auf dem schwedischen Label Ultimate Audio Entertainment veröffentlicht, als das Label pleite ging, führte Morgen Ågren es weiter. Jetzt sind sie bei Cuneiform gelandet und ich kann nur hoffen, dass das keine einmalige Sache ist, wie bei Volapük oder Hamster Theatre. Wie auch immer, aufhören werden die beiden, die mit 3 (Mats) beziehungsweise 8 (Morgan) Jahren anfingen, Musik zu spielen, wohl erst, wenn die Kräfte versiegen. Schön zu wissen, dass man nicht allein ist in der weiten Welt und dass diese Jungs immer wieder von sich hören machen werden. Danke dafür im Voraus!
"Thanks For Flying With Us" beginnt mit einem elektronischen Motiv, das auch in Dancepop umkippen könnte. Aber schon die lautmalerischen Stimmen der Damen Tina Ahlin und Mija Folkessan weisen einen anderen Weg. Das ist wieder ganz was Neues und doch typisch Mats/Morgan. Mats Öbergs Keyboardsounds sind der entscheidende Wiedererkennungsfaktor, und spätestens, wenn Morgan sein extrem versiertes, differenziertes und technisches, emotional betonendes, melodisches Schlagzeugspiel einbringt, weiß man, wo man ist. Schön, wieder was Neues von den beiden zu hören.
Mittlerweile jedoch steht Mats/Morgan Band auf dem Cover, die langjährigen Mitarbeiter Jimmy Ågren (g, b), Robert Elovsson (key, cl, voice) und Tommy Tordsson (b) sind jetzt komplett integriert. "Thanks For Flying With Us" beinhaltet 12 Tracks, zumeist in der Gruppe gespielt, aber auch solistische Sachen von Mats Öberg, die Mats fantastischen Sinn für ausgefallene, eigenartige und bemerkenswerte Melodien und krumme Harmonien und Rhythmen zeigen. Von gleichem Geiste ist auch der zweite Keyboarder Robert Elovsson, der ansonsten der Spaßvogel der Gruppe ist und einst in einer Frank-Zappa- und King-Crimson-Coverband spielte. Die Stücke sind kürzer als auf den letzten beiden CDs, dafür teilweise etwas härter. Jimmy Ågren, eigentlich Bluesgitarrist, der selbst schon einige CDs veröffentlicht hat und ein Beefheart-Tribute inszenierte, spielt partiell Metalgitarre, wenn er nicht den Background illuminiert und die äußerst krummen Songs harmonisch bereichert.
Gewöhnliche Songs bekommt man von dieser Band nicht, das war schon vorher klar. Als Hörer kann man nur in diesen technisch komplexen und doch eigenartig komischen, humorvollen Musikkosmos stolpern und immer wieder auf die Nase fallen, weil man nicht davon ausgeht, dass die Band sich in diese seltsame Richtung bewegt. Mats/Morgan Band sind immer für Überraschungen gut; Überraschungen, die kurzweilig sind und mitreißen.
Und weil die CD nach 12 Songs gerade einmal um die 45 Minuten lang gewesen wäre, gibt es 4 Livetracks als Bonus zu hören. Gleich der erste ist das alberne "Coco" von "The music or the money…", dessen schräger Beatlessound live noch einmal vermatsmorganisiert wurde. Die drei anderen zwischen 1998 und 2005 eingespielten Tracks sind improvisativer als das gewöhnlich bei Mats/Morgan der Fall ist, nicht weniger eigenartig und himmlisch schräg.
Auch live ist die Truppe immer wieder ein Erlebnis, die neue CD ist Anlass genug, sich nach Dates umzuhören. Vor allem aber gilt: diese CD (und alle ihre Vorgänger der Band dazu) muss man einfach haben!
morganagren.com
jimmyagren.com
cuneiformrecords.com
waysidemusic.com
VM
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