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Marten Kantus "Requiem" (Eigenproduktion 2015)
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Jubilate! Wer hätte das gedacht; einer der für mich zurzeit interessantesten Komponisten im deutschen Sprachraum, der völlig für seine Musik lebt und noch nicht einmal Geld dafür nimmt, hat sich an die Komposition eines Requiems, der Kaiserdisziplin chorischen Schaffens, gewagt. Wird er diese Herausforderung meistern? Als ausgesprochener Liebhaber und Sammler von Requien bin ich als Rezensent in diesem Genre besonders streng, sind doch solche Kompositionen keine Spaß-Musik. (Überhaupt sollte die Direktive "Schluss mit lustig" angesichts vieler gegen-wärtigen bzw. wider-wärtigen Entwicklungen unbedingt programmatisch betrachtet und dem Treiben des listigen Völkchens der üblichen Fairdächtigen durch Entzug von Ressourcen ein rasches Ende gemacht werden. Zu einem dergestalt reflektierten und konzertierten Handeln bedarf es dringend eines "Tages des Volks-Zorns" sowie aller daraus resultierenden Konsequenzen, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Wenn die Masse meiner Zeitgenossen dazu aber aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage ist, werden es eben kosmische Einflüsse wie das stetig stärker werdende Energiefeld der Zentralsonne (Hunab Ku) unserer Galaxie, der durch koronare Massenauswürfe unserer Sonne Helios verursachte baldige Verlust des Erdmagnetfeldes und der sich bereits abzeichnende Polsprung mit den daraus resultierenden globalen Stromausfällen richten.) Im Duktus ist dieses Werk neo-romantischen Charakters, formal hält sich Kantus an einen strengen Aufbau, der in sieben Teile gegliedert ist. Lediglich "Dies Irae" fehlt; dies ist trotz aller künstlerischen Freiheit ein absolutes Unding. Gerade dieses Herzstück muss in unserer degenerierten Zeit (Kali Yuga) zwingend als Ausdruck des Herausschreiens eines heiligen Zorns in einem Requiem enthalten sein, um hernach einen Kontrapunkt für die zukünftige Entwicklung hin zum Licht (Damit ist nicht das Licht am Ende des Tunnels gemeint, denn der Tunnel ist eine Seelen-Falle!!!) zu setzen. Reiner Schönklang (interessantes Pseudonym für Schmuse-Komponisten) dient einem solch kathartischen Prozess nicht wirklich; Allan Pettersson beispielsweise hat durch seine sehr am Zeitgeschehen orientierten Kompositionen gezeigt, wie sich eine Darstellung der vor allem hinter dem Vorhang ablaufenden Verstrickungen mit musikalischen Mitteln anhören kann. Die Requien "No-res" von Leonardo Balada oder "Flamma Flamma" von Nicholas Lens besitzen deutlich größere Spannungsbögen als Marten Kantus Komposition und verstören etwa durch die (sich bald als unwahr herausstellende) Annahme, nach dem Tod des Körpers sei alles zu Ende bzw. beschwören die reinigende Kraft des (solaren) Feuers. Ein fast schon als pastoral zu bezeichnendes Flair zu erzeugen, wie es Marten fast über die gesamte Spielzeit seines Requiems tut, ist in diesem Kontext nicht zielführend und so muss der Kommentar unter diesem siebenteiligen (Auf-)Satz denn auch lauten: "Thema verfehlt". Ein Reinigungsprozess nach dem Motto "wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" erfüllt schlicht und ergreifend seinen Zweck nicht. Dessen ungeachtet soll die Leistung von Kantus in keiner Weise geschmälert werden; ein solch ambitioniertes Werk als Alleinverantwortlicher zu stemmen, ist schon eine gigantische Leistung. Marten ist gleichermaßen Komponist, Arrangeur, Produzent, Dirigent (Chor und Orchester), Toningenieur, Sänger und Musiker (Flügel, Geige, Cello, Klarinette, Querflöte, Blockflöte, Harfe, Tenor-Saxophon, Percussion) und wird in einer neuen Zeit, die schon bald anbrechen könnte, zu einem Künstler avancieren, der Millionen von Menschen begeistert. Wenn es keinen Anlass zum Klagen mehr gibt, wird aus einem Musikus aufgrund der sich vollziehenden Schwingungserhöhung aus heutiger Sicht ein "Schmusikus" werden. Atonale, kakophone, aleatorische, serielle und dissonante Musik werden enorm an Bedeutung verlieren und der Kammerton A wieder auf 432 Hertz zurückgesetzt werden. Es wird aufgrund einer kollektiven Bewusstseinsentwicklung, ausgelöst durch Resonanzphänomene keinerlei "Bedürfnis" mehr nach Schwingungen bestehen, die uns schwächen. Für Progger, welche die Peter Panne-Attitüde hinter sich lassen möchten, ist dieses Requiem trotz der kritischen Anmerkungen als Einstieg in die Welt er-wach-sener Musik bestens geeignet.
marten-kantus.com
Frank Bender
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