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Marius Tilly Band "Blue Colors Red Lights" (Fuego 2012)
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Locker und entspannt klingt das Debütalbum der Marius Tilly Band. Bluesrock hat das Trio sich auf die Fahnen geschrieben, und der kommt so gut und frisch an, als sei das Genre nicht mehr als 60 Jahre alt. So viele gute Bands und Musiker sich im Genre austoben, so viele gute Alben es gibt, von denen zahllose in die Geschichte der Rockmusik eingegangen sind, so zeitlos ist das Label Blues und gibt nachwachsenden Musikern gute Basis, sich darin nach Herzenslust und Inspiration auszutoben.
Marius Tilly (voc, g, Kompositionen), Benjamin Oppermann (b) und Maximilian Wastl (dr) sind technisch überzeugende, handwerklich wohl geübte Musiker, die ihre Songs locker angehen und virtuos aus den Fingern fließen lassen. In aller knackigen Frische bleibt die Band stets im liedhaften, forsch gut gelaunten Rahmen, trotz guter und begnadeter Gitarrensoli setzt das Trio nie zu hartem Rock an, zeigt indes kaum größeres Interesse für aktuelle Popmusik, wenn die sanftmütig harmlose Lässigkeit der Songs auch für Poperfahrung der Musiker spricht, klar, sie leben auf diesem Planeten.
Peter Green kommt mir manchmal in den Sinn, wenn die liedhaften Songs tiefer in balladesk-melancholische Gefilde schweifen - eher sind die leisen Bluesklassiker Vorbilder für die junge Crew. Besonders gut gefällt mir die erstklassige technische Handschrift, die alle Songs auszeichnet, jedem Song, jedem Motiv, jedem Moment die richtige Kraft und Atmosphäre gibt und die Energie der Tracks tief auslotet.
Die englischsprachigen Texte, nicht im Booklet abgedruckt, befassen sich mit der Gegenwart, Freiheit, rücksichtslosen Menschen und ignoranter Gesellschaft, Liebesfrust und Alltagsbeobachtungen. Marius Tilly hat eine klare, kraftvolle Stimme, die auf nachvollziehbaren, eindrucksvollen Gesangslinien die Lyrics beeindruckend transportiert. Sehr angenehm, da passieren keine Klischees, ausdrucksstarker Gesang, da ist nichts schon tausendfach Gehörtes.
Die kurzen 12 Tracks bringen es zusammen auf über 45 Minuten, in Melodie- wie Solo-Arrangements gibt die Gitarre den Ton an. Gäste an Rhythmusgitarre, Keyboards und Hammond bereichern den Bandsound. Die gut geschriebenen Songs stehen auf schön differenzierter Rhythmusbasis. Funk- und Rockbass und das gut abgefederte, satte Schlagzeugspiel geben den Songs und manchem schneidend scharfen Gitarrensolo die perfekte, lebhafte Basis. Etliche Songs sind kaum besonders bluesnah oder gehen im instrumentalen Bereich ins freie Feld abseits ausgefahrener Ideen, kehren aber stets zum Blues zurück, immer eine Spur Soul, oft Funk im Blut. Lyrische Songs mag Marius Tilly, scheint's, am liebsten. Und die trägt er sehr überzeugend vor. Doch in aller technischen Perfektion steckt viel Emotionalität - seine scharfkantigen Soli, der slow fließende Drive, der hier und da erregend Fahrt aufnehmen kann und mit Hingabe beeindruckt - so viel Wert die Band auf die fehlerfreie und beste Umsetzung ihrer Songs gelegt hat, ließ sie ihnen genug Leben und Power, dynamisch durch Hörsynapsen ihrer Fans zu schwelgen. Nicht zuletzt: hinreißende Produktion!
VM
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