Frank Marino & Mahogany Rush "Full Circle" "Eye of the Storm" (1986/2001, Revisited Records 2005)

Der kanadische Gitarrist Frank Marino, seit 1973 veröffentlicht er mit einiger Regelmäßigkeit Platten, gehört zu den Saitenvirtuosen im ambitionierten Hardrock. Marino ist der technische Solist, der keine extravaganten Frickeleien produziert, sondern mit inspiriertem und emotional tiefgehendem Spiel auffällt.
Revisited Rec., Tochterunternehmen von InsideOut Music, legt nun zwei unterschiedliche Alben im luxuriösen Digipack wieder auf. "Full Circle", nach einer 4-jährigen Pause 1986 nach "Juggernaut" veröffentlicht, ist ein typisches Werk der 80er Jahre, obwohl Frank Marino und Mahogany Rush nicht im Popsumpf ersaufen, wie das Gros der Bands aus der Zeit. Jedoch gibt es hier massive Keyboardberge, ein knallendes Schlagzeug mit reduziert virtuosem Spiel, bombastische Songs, in denen vor allem die Gitarrensoli interessant sind und die Kompositionen im herrschenden Stil vereinfacht klingen. Heute würden die Songs leidenschaftlicher, technischer und intensiver gespielt worden sein, aber sie sind ein Kind ihrer Zeit und ragen wenigstens aus dem damaligen Einheitsbrei wesentlich hervor. Zum einen liegt das, neben den Saitenkünsten Marinos, an seiner starken Gesangsstimme sowie tief eingängigen Motiven der bombastisch gespielten Songs. Am wenigsten interessant klingen die Heavyrocker, weil sie einfach zu simpel gestrickt sind und im Sound der 80er partout nicht funktionieren wollen. Selbst der Bonustrack kann das nicht rausreißen, wenn "You Got Me Runnin'" mit seiner Bluesbasis auch einen netten Kick birgt. Allein die vielschichtige Struktur des 11-minütigen Titeltracks wagt sich partiell etwas aus den 80ern heraus und birgt mehr Inhalt als vordergründig bombastischen Sound. Interessant ist "Full Circle" wohl insofern, als dass die Gitarrensoli, leiser, kürzer und schlichter als sonst, immer noch hochwertig und ausdrucksstark gespielt sind.
Viel eindrücklicher klingt der esoterisch angehauchte Hardrock des 72 Minuten langen "Eye of the Storm", das 2001 eingespielt wurde. Der Hendrix-Fan, der bereits als Teenager drogensüchtig wurde, in einem Kinderheim landete und die Gitarre als Therapie fand, versucht sich in experimentellen und epischen Strukturen. 6 der 9 Songs sind ausgedehnt lang, haben einen Hang zum Psychedelischen und rocken vitaler und kraftvoller, als das 86er Werk. Allein das differenziert gespielte Schlagzeug macht die Musik authentisch und überzeugt ungemein. Teilweise spielt Marino zum Gesang unisono Gitarre und begibt sich mit seinem Instrument auf ausgedehnte, verschlungene solistische Pfade. Die Songs klingen leidenschaftlich, die Band hört sich an, als hätte sie sich in Trance gespielt und nähme nichts weiter wahr, als den intensiven Sound, den sie selbst produziert. "Eye of the Storm" ist ein absolutes Muss, Hardrockjüngern und Hendrix-Fans ans Herz zu legen.

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