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Marc Wagnon "Earth Is A Cruel Master" (Buckyball Music Inc. 2010)
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Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte bereits 4 Jahre her sein, dass auf Marc Wagnons Buckyball Label ein Album veröffentlicht wurde. Neben seiner musikalischen Arbeit unter eigenem Namen hat Marc Wagnon Alben von Tunnels veröffentlicht, einem späten Brand X Nachfolger, mit dem er arbeitete, sowie von letztgenannter Band selbst eine 3CD, die Brand X Trilogie, die neben "Manifest Destiny" und "X Communication" ein interessantes Livealbum mit Aufnahmen vom September 1979 enthielt. Sein letztes eigenes Soloalbum war 1999 "Shadowlines", nur noch gefolgt von "Conjunction (2001), das unter Mike Clarke, Paul Jackson und Marc Wagnon lief.
Mit "Earth is a Cruel Master" meldet Marc Wagnon sich im Sommer 2010 zurück. In der Zwischenzeit starb Morris Pert, im April 2010, Perkussionist nicht nur in Brand X, Session-Musiker und Solokünstler, im Alter von 63 Jahren. R.I.P.
Marc Wagnon spielt Marimba und Vibraphon wieder akustisch, nicht wie auf seinen Soloalben, wo er überwiegend Midi-Vibes nutzte. Zudem tritt er als Schlagzeuger und Perkussionist auf, sowie als Keyboarder. Begleitet wird Marc Wagnon von Van Manakas (e-g), Leo Traversa (e-b) und Danny Stone (acc-b). Die 8 instrumentalen Stücke stammen aus seiner Feder und sind in der Zeit von Juni bis November 2009 im Buckyball Studio in New York City eingespielt worden. Der Klang ist hervorragend, weit und klar, satt und in allen Lagen frisch und lebhaft. Der Jazzrock ist nachdenklicher geworden. Nachdenklich war Jazzrock bei Marc Wagnon schon immer, doch jetzt liegt über dem Ganzen, selbst wenn ein Stück mal kraftvoller und saftiger sprintet, eine nachdenkliche Patina. Die Stücke sind weniger komplex angelegt, haben weniger technische Extravaganz, obschon beides nicht wegzudenken ist, die Songs sind eindrücklicher und zugleich entrückter. Intensiv in der Einspielung, weniger Rock, eine Ahnung von Bop liegt in der Luft, die Kompositionen sind abstrakt und ausdrucksstark, die Einspielung virtuos und spannend, lebhaft und kraftvoll. Die ernsthafte Note bestimmt selbst forsche Passagen und Tracks.
"Earth is a Cruel Monster" sagt es bereits. Vielleicht hat Marc Wagnon zu einer neuen Qualität gefunden, die neben der Musik in seiner Lebensprägung liegt und ihn anhält, über weniger aber tiefer nachzudenken und entsprechend zu Musik zu finden.
Einst, in den Achtzigern bis anfänglichen Neunzigern, war Marc Wagnon mit Dr. Nerve in harscher Avantgarde unterwegs, da verbanden sich Metalgitarren mit extremer Jazzwucht in aggressiven, drahtigen, NoWaveJazzRockigen, lebhaften, verspielten und sehr schrägen, disharmonischen Radikalschlachten und wilden Mini-Epen. Marc Wagnon hat alle Radikalität und Wildheit ausgelebt, und der jüngste Streich lässt eine Ahnung davon aufkommen, das in ihm - zumindest musikalisch - eine Art Weisheit aufgebrochen ist, die sich durch Schwierigkeiten zu boxen vermag und immer wieder zu erlesener und neuer Klangsprache findet, auch mit wechselndem personellen Umfeld.
buckyballmusic.com
VM
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