Manning "Margaret's Children "Anser's Tree II" (Festival Music 2011)

Guy Manning schreibt die Geschichte der Kinder von Margaret Fleming, die 1581 geboren wurde, bis zu ihrem späten Erben Jonathan Anser, der 2089 geboren werden wird, und von dem das Todesdatum noch nicht bekannt ist. Dieses Detail teilt er mit seiner altvorderen Urmutter. Weitere Einzelheiten der umfangreichen Geschichte gehen aus dem interessant aufgebauten Booklet hervor, dessen Struktur fast wissenschaftlich ist. Die Geschichte der Kinder Margarets ist das Triebmittel der 7 Songs und 60:29 Minuten langen Prog-Oper. Guy Manning hat diverse Alben unter seinem Namen veröffentlicht, arbeitet mit The Tangent zusammen und trifft stilistisch und stimmlich in das Erbe der alten Jethro Tull. Seine Stimme, seine Songideen und Arrangements sind deutlich typischer britischer Progressive Folkrock. Der Multiinstrumentalist schrieb die Songs wie die Story, spielte fast alle Instrumente selbst, lud nur für einzelne Parts diverse Gastmusiker ein, die das Album so lebendig und eingängig werden ließen, wie es zuletzt zu hören ist.
Einflüsse aus historischer Folklore der britischen Insel, liedhafte Prog-Epik und die ausführlich gesungene Erzählung der Lyrics lassen "Margaret's Children" in den bisherigen Reigen von Mannings Alben einziehen. Die Ideen sind nachvollziehbar und haben Inhalt und Charakter, die instrumentale Umsetzung ist vital und für Rock- wie Prog-Fans von einiger interessanter Qualität. Ein Überfliegeralbum ist dieses wie seine Vorgänger indes nicht.
Am besten ist Guy Manning, wenn er lyrische Motive entwirft, so etwa in den 16 Minuten des dritten Tracks "Amy Quartermaine (1862 - 1916) [A Perfect Childhood]" - und hier stehen Jethro Tull so nahe wie sonst nirgends. Doch nicht die Nähe zum alten Vorbild ist berückend, sondern die Komposition an sich, die genügend eigenes Potential hat und im lyrischen Schöngeist von einiger Anmut ist. Sobald Manning beginnt, seine Ideen zu deftigerem Rock zu machen, verlieren sie an Intensität. Doch "Margaret's Children" ist kein plattes, dünnes Werk mit ein paar schicken Stellen, sondern ein interessantes Album mit einigen Macken.

guymanning.com
VM



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