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Mandala "Midnight Twilight" (Autumnsongs, 05.06.2015)


Rhys Marsh und die unendliche Geschichte der Melancholie. Der britische Skandinavier (voc, g) und seine beiden Mitstreiter Francis Booth (b) und Will Spurling (dr), allesamt Briten, legen mit "Midnight Twilight" ihr Debüt vor.
Ein Teil der Songs ist indes nicht neu. Das Trio arbeitete 1997/98 bereits zusammen, gab bis 2006 hunderte von Konzerten, als junge Hippies mit süchtigem Rockfaktor im Blut. Doch leider wurde nichts aus dem Bandprojekt. Erst jetzt, im Zuge des allgemeinen Erfolges ihres Gitarristen Rhys kam das Trio wieder zusammen, legte noch 5 Songs drauf, so dass es nun 10 Tracks sind, die zusammen 50:33 Minuten rundum füllen. "Midnight Twilight" - altes junges Album dreier nicht mehr ganz so hippiesker Männer, die einen sehr feinen Sound zwischen britischer Coolness und skandinavischer Melancholie prägen, wobei die britische Note bei Weitem überwiegt.
Kein Wunder, ist die Prägung des Trios doch durch und durch englisch. Sofort zu erkennen ist die Stimme Rhys Marsh's, die diesen leicht klagenden Ton transportiert, immer etwas melancholisch klingt und die Töne zieht. Doch was das Trio dazu instrumental abliefert, ist forsch mit beinahe punkiger Attitüde in progressiver Komplexität und folkloristischer Note in der Komposition. Hier und da feiern Anna Giddey (vi), Natalie Rozario (ce) und Peter Keserue (harm) einen sehnsüchtig verhangenen Symphonic-Himmel, der sich über elektroakustische Songs zieht.
Will Spurling, 1997 mit Hippiematte, heute mit Rock'n'Roller-Tolle, donnert fast wie Gott Jon Bonham, fast. Francis Booth erdet das Trio, ist nicht wirklich zu spüren, würde es aber, fehlte er. Und Rhys Marsh entdeckt in diesem Trio ungemein Energie, was ihn veranlasst, schön hart und laut Gitarre zu spielen.
Die Songs haben Flair und Schmackes, nix mit Groove am Hut, bauen epische Struktur und schwingen zwischen lässig knackigen Rockern und schwebend polternden Balladen hin und her. Longtracks sind nicht an Bord, zwischen zweieinhalb und sieben Minuten brauchen die saftig abgehangenen und schön rockfreudigen Songs ohne längere Instrumental-Inlays, doch in progressiver Ästhetik, ihre Geschichte zu erzählen. Einen (nein, zwei) Raga-Ausflug gibt es auch. Die instrumentalen Parallelen zu (späteren) Led Zeppelin, die sich hier und da aufdrängen, sind eher marginal ausgeprägt. Insgesamt ist "Midnight Twilight", ganz ohne Werwölfe und bissige Untote, eher ein rockhartes Balladenwerk als ein schlaffes Rockalbum. Gut so.
Die Texte, im Booklet abgedruckt und sehr persönlich, sehr lyrisch, sind in aller Empathie erstaunlich nüchtern und klar. Schon schick.
Gut zu empfehlen.

AutumnsongsRecords.com
justforkicks.de
VM



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