Mammut "Mammut" (Mouse Trick Track Music 1971/Malesch Records/Long Hair 2009)

Es gibt verrückte Platten. Und verrücktere. Die psychedelische Rock-Szene hat es wie die progressive bewiesen. Mammut gehören zur letzteren Kategorie. Ein Kind seiner Zeit nicht allein beweist diese Platte den ureigenen, vielfältigen Humor der Musiker der Truppe, ein grandioses musikalisches Gespür und Mut zu Eigenständigkeit, die einige Termini freisetzt: Kult, Legende, Rarität. Wohl wahr! Im Booklet kommen die ehemaligen Musiker der Band Mammut zu Wort, und das ist wohl das Beste. Es gibt zudem eine Beschreibung des Labels, die sehr informativ ist und die Umstände der Bandgründung und -entwicklung sowie der Platte aufführt, und unverzichtbar ist. Aber wie viel mehr zählt das Wort der Musiker selbst, als spräche die Platte selbst.
Die Songs auf der LP, jetzt CD, heißen etwa "Bird Mammut", "Footmachine Mammut" oder "Nähgarn Mammut" - alle haben sie den "Mammut"-Zusatz. Aufgenommen in der ersten Augusthälfte 1970 im MPS Studio in Villingen, Schwarzwald, Süddeutschland, ist die Klangqualität der Songs erstklassig, das Remastering hat beste Arbeit geliefert, ohne die Aufnahmen zu schädigen, ganz im Gegenteil, die (endliche) CD-Auflage ist die perfekte Lösung der Songs.
Röhrende Orgel (Rainer Hofmann), Gitarre (Klaus Schnur, Peter Schnur), Bass (Tilo Herrmann) und Schlagzeug (Günther Saier) machen diese dramatischen, radikalen Songs, die nicht unbedingt komplex sind, aber unbedingt schräg und radikal, dabei technisch exzellent und handwerklich feinstens gespielt, und wegen ihrer Ungewöhnlichkeit unbedingt aufhören lassen. Zwar sind die instrumentalen Strukturen in ihren Einzelteilen nicht ungewöhnlich, die Arrangements jedoch sind es. Ein eigentlicher Stil ist dafür kaum auszumachen, zu wenig lassen die freakigen Ideen sich festmachen, was nur gut ist. Potentielle Fans müssen in diesem Fall nicht gezwungen werden, zuzuhören (ein Scherz?). Weil kaum zu vermuten ist, welche Idee sich der soeben verklungenen anschließt, bleibt jede Aufmerksamkeit frisch und jungfräulich, diesen psychedelisch anmutenden, progressiven Klängen zu lauschen, deren Komplexität in der Vielfalt der Motive und Intermezzi liegt. Wer nur Interesse an Frühsiebziger Freakout-Rockmusik hat, findet im Sound der Band ein schönes, schräges Teil mit langem Genussfaktor. 6 kurze Tracks auf LP-Seite 1, zwei lange auf der zweiten werden ergänzt durch einen bereits 1969 aufgenommenen, ausgeflippten Song ergänzt, der "Dä Du Dä" genannt wurde und, wie der Name schon sagt, nicht weniger freakig ist.
Wie bei den anderen Veröffentlichungen des Reissue-Labels Malesch Records/Long Hair ist im Booklet die Geschichte zu Band und Platte in englischer und deutscher Sprache nacherzählt, sind Informationen und Bilder in der im originalen Layout wieder veröffentlichten Platte auf CD zu finden.
Absoluter Hammer!

longhairmusic.de
VM



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